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Die WANA-Region: Im Brennglas der Klimakrise

Klimabedingter Frischwassermangel und seine Folgen gefährden eine nachhaltige Landwirtschaft und somit die Ernährungssicherung für einen Großteil der Menschheit. Zur 29. UN-Klimakonferenz in Aserbaidschan werfen wir einen Blick darauf, wie unsere Partner aus der Region Westasien und Nordafrika (WANA) an gerechten Lösungen arbeiten, die die ärmsten Bevölkerungsgruppen in den Mittelpunkt stellen.

Von Ferdinand Girke am
Das Ökosystem der Dachla-Oase im Südwesten Ägyptens leidet stark unter der Klimakrise

Der Sommer 2024 war in der Region Westasien und Nordafrika (WANA) der heißeste seit Beginn der Aufzeichnungen und übertraf somit die Rekordsommer 2021 und 2023. Gefühlte Temperaturen von über 60°C, extreme Dürren und verspätet einsetzender Regen – die Klimakrise hat die Region fest im Griff. Laut Daten des World Resources Institute leiden die Bewohner*innen in WANA bereits zu 85 Prozent unter extremen Wasserstress – einem Index, der sich aus Wassermenge, -qualität sowie Faktoren wie der sanitären Infrastruktur zusammensetzt. Durch post-koloniale Abhängigkeitsverhältnisse, massive Staatschulden und diverse Kriege haben viele Länder in Westasien und Nordafrika nicht die Mittel, sich adäquat an den Klimawandel anzupassen. Vor allem die ärmeren Bevölkerungsgruppen kämpfen schon heute angesichts schwindender Ernteerträge und Extremwetterereignisse um ihr Überleben. Und genau sie sind es, die am wenigsten zu den Ursachen der Klimakrise beigetragen haben.

Anlässlich des Thementages „Ernährung, Landwirtschaft und Wasser“ der UN-Klimakonferenz am 19. November stellen wir vor, wie sich Partnerorganisationen von Brot für die Welt aus der WANA-Region diesem Trend entgegenstellen – durch lokale Projekte und internationale Advocacy.

Nachhaltige Lösungen, die Teilhabe fördern

Während die Zusammenhänge zwischen Klimawandel, Landwirtschaft und Ernährung mit der fortschreitenden Erderwärmung immer deutlicher werden, sind Lösungsstrategien umstritten. Während auf internationaler Ebene mit Initiativen wie „AIM4C“ rein technische Neuerungen zur Erhöhung der Nahrungsmittelproduktion als Ausweg dargestellt werden, gehen unsere Partner einen anderen Weg. Gemäß agrarökologischer Ansätze stellen sie Lösungen in den Vordergrund, die durch lokale Anpassungsmaßnahmen die Lebensweisen von Kleinbäuer*innen erhalten. Statt großflächigen Monokulturen gentechnisch veränderten Saatguts wird die kleinbäuerliche Landwirtschaft und somit die Lebensgrundlage von Millionen Menschen im Globalen Süden gestärkt.

„Gemeinsam sind wir stärker“ – lokale Lösungen in die Breite tragen

In Ägypten, einem Land, in dem das Einkommen von 55 Prozent der Bevölkerung direkt oder mittelbar von der größtenteils kleinbäuerlichen Landwirtschaft abhängt, sind solche Ansätze überlebenswichtig. Gerade angesichts von Prognosen der ägyptischen Regierung, die klimabedingte Ernterückgänge von über 10 Prozent bereits bis 2030 vorhersagen.

Unsere Partnerorganisation CEOSS, das Entwicklungswerk der koptisch-protestantischen Kirchen, unterstützt Kleinbäuer*innen dabei, sich in Komitees und Kooperativen zusammenzuschließen, um gemeinsam für Ihre Rechte einzutreten. Mit dem innovativen Projekt des Agricultural Hub verhandeln sie mit Endabnehmern wie Supermärkten im Vorfeld feste Preise, die sie den Kleinbäuer*innen dann garantieren können. So minimieren diese ihr Risiko und erhalten bessere Preise für ihre Erzeugnisse, da auch die Endverarbeitung und Verpackung der Erzeugnisse von CEOSS übernommen wird. All dies wird begleitet durch eine mobile Smartphone-App, auf welcher den Kleinbäuer*innen mithilfe lokaler Wetterstationen täglich aktuelle Anbauhinweise gegeben werden. So wird ihnen zum Beispiel geraten, wann sie am besten aussäen sollen, zu welcher Tageszeit bewässert werden sollte oder wann ein Unwetter droht. Angesichts der sich klimabedingt stärker verändernden Jahreszeiten entscheiden solche ortspezifischen Hinweise oft über den Ernteerfolg und somit die Lebensgrundlage der ländlichen Familien. Dieses Modell wird bereits in mehreren Regionen Ägyptens für tausende Kleinbäuer*innen angewandt und stößt eine Transformation der Ernährungssysteme an, die dem Klimawandel und den Rechten der vulnerabelsten Bevölkerungsgruppen Rechnung trägt.

Mit lokaler Forschung der Dürre und Hitzewellen trotzen

Eine weitere Partnerorganisation von Brot für die Welt in der Region, NHASD, tritt dem Klimawandel vor allem durch lokale Forschung entgegen. In ihrem Projekt in der Dachla-Oase, inmitten der ägyptischen Wüste, die in den letzten Jahren verstärkt mit Sandstürmen und extremen Dürren zu kämpfen hat, setzen sie auf ortsspezifische Lösungen. In Kooperation mit der lokalen Universität testen sie Eigenschaften diverser Sorten und Pflanzenarten auf ihre Anpassungsfähigkeit an die neuesten lokalen Klimabedingungen und geben diese dann an die lokalen Kleinbäuer*innen weiter. So pflanzen diese nun erstmalig eine hitzeresistentere Mangosorte, vor der direkten Sonneneinstrahlung geschützt, unter Dattelpalmen an.

Darüber hinaus haben sie Techniken zur sparsamen Bewässerung entwickelt und nutzen die Überreste alter Dattelpalmen zur Kompostherstellung sowie zum Bau von Zäunen, die effektiv vor Sandstürmen schützen. All dieses Wissen geben sie dann in praxisorientierten  Kursen an Schülerinnen der landwirtschaftlichen Sekundarschule – die Kleinbäuer*innen von Morgen – weiter. Ein kurzes Videoportrait ihres Anpassungsprojektes gibt es hier.

COP29: Klimagerechtigkeit Jetzt!

Auf der UN-Klimakonferenz setzen sich unsere Partnerorganisationen aus der WANA-Region dafür ein, dass solche agrarökologischen Ernährungssysteme durch die internationale Gemeinschaft als die nachhaltige Lösung für den Wasser-Landwirtschaft-Ernährungs-Nexus unterstützt werden. Außerdem mahnen sie, Menschen mit Behinderung in der Klimapolitik mitzudenken und das positive Potential von Glaubensgemeinschaften für Klimaanpassung stärker zu nutzen.

Da dies alles jedoch nur mit adäquater Finanzierung möglich ist, werden sie nicht müde, mehr öffentliche Anpassungsfinanzierung von denen zu fordern, die am meisten zur Entstehung der aktuellen Klimakrise beigetragen haben.

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Kleinbäuerin Claudine Hashazinyange mit Avocados vom Baum ihres Schwiegervaters.

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56 € (Spendenbeispiel) Mit 56 € kann zum Beispiel ein Hygiene-Paket für eine geflüchtete Familie finanziert werden.

100 € (Spendenbeispiel) Mit 100 € kann zum Beispiel Gemüse-Saatgut für die Bewirtschaftung von ca. 10 Feldern bereitgestellt werden.

148 € (Spendenbeispiel) Mit 148 € kann zum Beispiel ein Regenwassertank mit 2.000 Liter Fassungsvermögen gekauft werden.

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