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Die Wasserkrise in der MENA-Region

Der Zugang zu Frischwasser als Lebensgrundlage wird für einen Großteil der Menschheit aufgrund des Klimawandels immer schwieriger. Anlässlich der 28. UN-Klimakonferenz in Dubai werfen wir einen Blick wie unsere Partner aus der Region Nahost und Nordafrika (MENA) an gerechten Lösungen arbeiten, die die ärmsten Bevölkerungsgruppen in den Mittelpunkt stellen.

Von Ferdinand Girke am
Dürre im Irak

Der Sommer 2023 war in der MENA-Region der heißeste seit Beginn der Aufzeichnungen: Im Süden des Iran kletterte das Thermometer im Juli auf eine gefühlte Temperatur von 66,7°C – ein Zustand, den der menschliche Körper ohne Klimatisierung nicht lange überleben kann. Nach dem Rekordsommer 2021 ist sich die überwältigende Mehrheit der Wissenschaftler*innen einig, dass dies keine einzelnen Ausreißer, sondern Symptome des sich immer weiter verstärkenden, menschengemachten Klimawandels sind. Neben der Biodiversität sind es vor allem die Menschen an den Rändern unserer Gesellschaften, die am meisten unter den Folgen dieser Klimakrise leiden.

Von Wassermangel zu humanitären Krisen

Die Region zwischen der Westsahara und dem Oman ist vom Klimawandel bereits jetzt besonders stark betroffen. Nicht zuletzt, da sie von zahlreichen Konflikten geplagt ist. Die Kriege und Konflikte im Jemen, in Syrien, in Libyen, der Westsahara, in den besetzten Palästinensischen Gebieten und Israel sowie in Teilen des Irak berauben Millionen von Menschen ihrer Widerstandsfähigkeit gegenüber künftigen Klimakatastrophen. So wurden laut den Vereinten Nationen zwischen 2016 und 2021 zehntausende Menschen der Region durch Dürren und Waldbrände vertrieben. Eine der größten Herausforderungen der Region ist der immer stärkere Mangel an Frischwasser und dessen gerechte Verteilung. Laut aktueller Studien des World Ressources Institute leiden die Bewohner*innen der Region bereits zu 83% unter extremen Wasserstress - einem Index, der sich aus Wassermenge, -qualität sowie Faktoren wie der sanitären Infrastruktur zusammensetzt. Sie ist damit mit Abstand die Weltregion, die am Stärksten unter Wassermangel leidet. Laut darauf aufbauender Prognosen wird die Kombination aus demografisch bedingt steigendem Wasserbedarf und die klimabedingt sinkende Verfügbarkeit dazu führen, dass bis 2050 bereits alle Menschen in der Region von akutem Wassermangel betroffen sein werden. Wozu dies führen kann, ist bereits jetzt ersichtlich. Der Trinkwassermangel im Iran ist bereits Anstoß politischer Proteste. Im Südirak wurde das Volk der Ahwari durch die Austrocknung ihres heimischen Marschlandes bereits ihrer Lebensgrundlage beraubt und musste in nahegelegene Städte migrieren. Ihre Kultur, Sprache und Lebensweise gehen gemeinsam mit ihrem Ökosystem langsam zugrunde.

Mehr als ein Tropfen auf den heißen Stein: Anpassungsbeispiele aus der Region

Aber es gibt Hoffnung. Unsere Partnerorganisationen in der Region helfen tagtäglich denjenigen, die am stärksten von der Klimakrise und dem extremen Wassermangel betroffen sind, ihre Situation selbstbestimmt zu verbessern. So unterstützt unsere Partnerorganisation CEOSS in Ägypten Kleinbäuer*innen dabei, sich in Komitees zu organisieren und gibt ihnen diverse Methoden an die Hand, sich an die neuen klimatischen Bedingungen anzupassen. Hierzu zählen sparsamere Bewässerungstechniken, Nutzung organischer Abfälle für Kompostierung, Anbau lokaler trockenheitsresistenter Sorten, und aktuelle Informationen zu Pflanzzyklen und Bewässerungszeiten. Wie diese Arbeit durch interreligiösen Dialog unterstützt wird, präsentiert CEOSS auf der COP28 auf einem Side Event im Faith Pavilion.

In Ostjerusalem unterstützen wir den lutherischen Weltbund dabei, das von ihm betriebene Krankenhaus ökologisch zukunftsfest zu machen. Im Rahmen dieses Projekts werden nicht nur viele Emissionen reduziert und das Land durch Pflanzung nativer, hitzeresistenter Vegetation brandsicherer umgestaltet – ein zentraler Teil ist die Sammlung und Nutzung von Regenwasser. Unter anderem hierdurch soll der Wasserkonsum drastisch gesenkt werden, was neben den ökologischen auch viele wirtschaftliche Vorteile bringt.

 

COP28: Mehr Anpassungsfinanzierung für die lokale Ebene!

Von der aktuellen UN-Weltklimakonferenz COP28 erwarten unsere Partnerorganisationen in der MENA-Region viel. Neben einer Reduzierung des Treibhausgasausstoßes vor allem derjenigen Länder, die von fossilen Brennstoffen am meisten profitiert haben, sowie der Forderung nach der adäquaten Finanzierung von Klimafolgeschäden, setzen sie sich vor allem für eine adäquate Finanzierung von Anpassungsmaßnahmen an den Klimawandel. Um Maßnahmen wie die oben beschriebenen umzusetzen, braucht es deutlich mehr Geld, was direkt die lokale Zivilgesellschaft erreicht. Der Anteil an Klimafinanzierung für Anpassungs- und Klimaschutzmaßnahmen sollte ausgeglichen sein. Laut Zahlen der OECD entfielen 2021 nur weniger als ein Drittel der Gelder auf Anpassungsprojekte, was zudem nur ca. 10% des tatsächlichen Bedarfes entspricht. Wie der kürzlich von BfdW veröffentlichte Anpassungs-Index darüber hinaus zeigt, erreicht die Anpassungsfinanzierung die am Stärksten von der Klimakrise betroffenen Länder nur unzureichend. Zudem fordern wir gemeinsam mit unseren Partnern, den Anteil der Klima-Finanzierung von derzeit nur 11%, der direkt an die lokale Ebene geht, deutlich zu erhöhen. Nur so können lokale Kapazitäten aufgebaut und Abhängigkeiten vermieden werden. Gerade in der MENA-Region, wo die Klimabewegung noch in den Kinderschuhen steckt, ist dies essentiell für eine wirkliche Transformation, die die Natur und die gerechte Verteilung der Lebensgrundlagen aller Menschen, allen voran Frischwasser, gleichermaßen in den Mittelpunkt stellt.

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Kleinbäuerin Claudine Hashazinyange mit Avocados vom Baum ihres Schwiegervaters.

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148 € (Spendenbeispiel) Mit 148 € kann zum Beispiel ein Regenwassertank mit 2.000 Liter Fassungsvermögen gekauft werden.

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