Die Zahlen sind erschütternd: Bis zu 783 Millionen Menschen haben derzeit nicht genug zu essen, mehr als 3,1 Milliarden können sich nicht gesund ernähren. Beinahe jeder zehnte Mensch auf der Welt ist unterernährt, fast jedes fünfte Kind unter fünf Jahren unterentwickelt.
Krisen und Konflikte treiben den Hunger an
Die Ursachen für den weltweiten Hunger sind vielfältig: Kriege und gewaltsame Konflikte gehören ebenso dazu wie der Klimawandel oder die wirtschaftlichen Folgen der Corona-Pandemie. Doch alle diese Faktoren können den Hunger nur zum Teil erklären. Denn wahr ist auch: Noch nie wurden so viele Lebensmittel produziert wie heute. Und weltweit fließen gigantische Summen in die Förderung der landwirtschaftlichen Produktion. Was also läuft noch schief?
Unser globales Ernährungssystem ist weder nachhaltig noch fair
Ein zentrales Problem ist unser globales Ernährungssystem, also die Art und Weise, in der unsere Ernährung organisiert wird: von der Saatgut- und Düngemittelherstellung, über den Anbau und die Verarbeitung von Lebensmitteln bis hin zu deren Transport, Handel und Verzehr. Das aktuelle Ernährungssystem ist weder nachhaltig noch fair: Es schadet der Umwelt und dem Menschen. Denn es begünstigt nicht die nachhaltige kleinbäuerliche, sondern die profitorientierte industrielle Landwirtschaft.
Falsche politische Weichenstellungen
Seit den 1960er Jahren fördern viele Regierungen im Globalen Süden zur Bekämpfung des Hungers den Anbau von Reis, Mais und Weizen. Sie setzen dabei auf Hochertragssorten, die Mineraldünger und Pestizide benötigen. Zudem kann man ihr Saatgut nicht wiederverwerten, sondern muss es Jahr für Jahr neu kaufen. Daher eignen sich diese Sorten nicht für Kleinbauernfamilien mit geringen finanziellen Mitteln. Denn kommt es aufgrund von Dürren oder Unwettern zu Ernteverlusten, reichen ihre Erträge nicht mehr aus, um die hohen Produktionskosten zu decken. In der Folge müssen sich viele Bauernfamilien verschulden. Da sie oft nur noch ein einziges Produkt anbauen und alle anderen Nahrungsmittel zukaufen müssen, sind sie dann nicht mehr in der Lage, sich gesund und vielfältig zu ernähren.
Kleinbauernfamilien brauchen Zugang zu Land, Wasser und Know-how
Um Hunger und Mangelernährung dauerhaft zu überwinden, braucht es ein grundlegend anderes globales Ernährungssystem: eines, das an den Bedürfnissen armer und benachteiligter Gruppen ausgerichtet ist, unsere natürlichen Ressourcen schont, den Klimawandel nicht weiter antreibt und die Menschenrechte respektiert. Regierungen weltweit sollten daher sicherstellen, dass Kleinbauernfamilien Zugang zu Land, Wasser, Saatgut, Kleinkrediten und Know-how haben und für ihre Produkte einen existenzsichernden Lohn erhalten. Sie sollten den ökologischen Anbau von vielfältigen und gesunden Lebensmitteln ebenso fördern wie die Anpassung an den Klimawandel. Und sie sollten Agrarunternehmen dazu verpflichten, Umwelt- und Sozialstandards in ihren Lieferketten einzuhalten.
Was tut Brot für die Welt?
Um den Hunger zu bekämpfen, setzen sich Brot für die Welt und seine lokalen Partnerorganisationen rund um den Globus für die Umsetzung des Menschenrechts auf ausreichende, gesunde und ausgewogene Ernährung ein:
- Wir unterstützen Kleinbauernfamilien dabei, mit umweltfreundlichen und klimaangepassten Anbaumethoden höhere Erträge zu erzielen.
- Wir versetzen sie in die Lage, ihr eigenes Saatgut zu vermehren sowie biologischen Dünger und Pflanzenschutzmittel selbst herstellen zu können.
- Wir ermöglichen ihnen, neben Getreide auch Obst und Gemüse anzubauen, so dass sie sich gesund ernähren können, ohne Lebensmittel zukaufen zu müssen.
- Wir stärken insbesondere Frauen, da sie bei der Ernährung ihrer Familien oftmals eine entscheidende Rolle spielen.
- Wir machen uns für eine Agrarpolitik stark, die die bäuerliche Landwirtschaft weltweit stärkt.
- Wir setzen uns für faire Handelsabkommen mit Ländern des Globalen Südens ein und gegen Agrarsubventionen, die Produkte aus diesen Ländern benachteiligen.
Denn wir sind der Überzeugung: Es ist genug für alle da!