Eine neue, aggressivere Variante der Viruserkrankung Mpox breitet sich in der Demokratischen Republik Kongo und in anderen afrikanischen Ländern schnell aus. Die rasante Zunahme an erkrankten Menschen, insbesondere Kindern, veranlasste die Weltgesundheitsorganisation im August dieses Jahres, einen internationalen Gesundheitsnotstand auszurufen. Seit Beginn des Jahres sind laut dem „Africa CDC – Center for Disease Control and Prevention“ über 60.000 Verdachtsfälle registriert, über 13.000 bestätigt und über 1.100 Todesfälle zu beklagen. Dabei ließe sich die Erkrankung eigentlich gut kontrollieren – wenn genügend Diagnosemöglichkeiten und Impfstoffe vor Ort zur Verfügung stünden. Doch die betroffenen afrikanischen Staaten können sich den Impfstoff wegen hoher Preise nicht leisten und sind auf Spenden aus dem Ausland angewiesen.
Der Mpox-Ausbruch ist nur eines von vielen Negativbeispielen; insgesamt haben rund zwei Milliarden Menschen weltweit keinen Zugang zu dringend benötigten Impfstoffen, Arzneimitteln und Testmöglichkeiten. Warum? Entweder weil sie nicht existieren, schlecht verträglich, nicht an die Gegebenheiten vor Ort angepasst sind, oder weil die Preise so hoch sind, dass sich die Therapien kaum jemand leisten kann. Selbst in Europa stellen hohe Arzneimittelpreise zunehmend ein Problem dar.
Falsche Anreize für pharmazeutische Innovationen
Hauptgrund für den weltweit ungleichen Zugang sind falsche Anreize für pharmazeutische Innovationen, denn die Verfügbarkeit und Bezahlbarkeit von Arzneimitteln und Co. sind von ökonomischen Marktmechanismen und nicht von medizinischen Bedürfnissen bestimmt. So leiden Millionen Menschen weltweit unter Tuberkulose, Lepra oder Cholera, doch wird kaum in die Forschung und Entwicklung von Medikamenten in diese armutsassoziierten Krankheiten investiert, denn für Pharmaunternehmen stellen die Betroffenen aufgrund ihrer Armut keinen lukrativen Absatzmarkt dar. Zugleich existieren gegen andere Erkrankungen Arzneimittel, die für Menschen in ärmeren Ländern wegen hoher Preise unbezahlbar sind. Patente auf Medikamente oder Impfstoffe machen dies möglich und garantieren einseitig hohe Gewinne für Pharmaunternehmen – zulasten von erkrankten Menschen.
Politische Forderungen des Memento Bündnisses
Das Memento Bündnis, dem auch Brot für die Welt angehört, fordert deswegen mehr Aufmerksamkeit für vernachlässigte Gesundheitsbedürfnisse vor allem im Globalen Süden. Rahmenbedingungen müssen geschaffen werden, damit medizinische Forschung im Interesse von Patient*innen erfolgt. Mehr Forschung von öffentlichen und staatlichen Institutionen jenseits privater Unternehmen und alternative Forschungsanreize zur Schließung von Therapielücken sind dringend notwendig, damit vernachlässigte Krankheiten mit Priorität erforscht werden. Zudem muss sichergestellt werden, dass alle Menschen Zugang zu den Arzneimitteln haben, die sie brauchen. Die Kosten für Forschung, Entwicklung und Produktion sowie die in verschiedenen Ländern verlangten Arzneimittelpreise müssen offengelegt werden. Nur so können Regierungen einschätzen, ob die von den Anbietern geforderten Preise angemessen sind. Die Politik muss die entsprechenden Rahmenbedingungen für Transparenz setzen.
Dies sind politische Forderungen des Memento Bündnisses, welches sich für bessere Rahmenbedingungen einsetzt, damit alle Menschen die Gesundheitsversorgung erhalten, die sie brauchen. Dem Memento Bündnis gehören Ärzte ohne Grenzen, Brot für die Welt, die BUKO Pharma-Kampagne und die DAHW Deutsche Lepra- und Tuberkulosehilfe an, welche gemeinsam den Memento Preis für vernachlässigte Krankheiten ins Leben gerufen haben. Seit 2014 wird er einmal im Jahr für besonderes Engagement in der Bekämpfung von vernachlässigten Krankheiten verliehen. Im Rahmen der diesjährigen Preisverleihung haben die Bündnismitglieder ihre politischen Positionen veröffentlicht.