Vor dem Hintergrund der globalen Krisen und Machtverschiebungen stellen sich für die Friedensförderung große Herausforderungen. Gemeinsam mit Partnervertreter:innen aus Armenien, Burundi, DR Kongo, Georgien, Pakistan, Südafrika und Uganda setzte Brot für die Welt sich auf dem FriEnt Peacebuilding Forum dafür ein, dass die EU eine aktive friedenspolitische Rolle ausfüllt und diese nicht vermeintlichen Sicherheits- und Handelsinteressen opfert. Es wurde deutlich, dass Klimagerechtigkeit einen großen Beitrag zu nachhaltigem Frieden leisten kann.
Was bedeutet Klimagerechtigkeit in Konfliktkontexten?
Von Konferenzteilnehmer:innen aus Konfliktkontexten wie etwa Sudan und Irak, aber auch aus Indien und Kamerun wurde berichtet, wie stark sich die Klimakrise auf die vorhanden Konflikte auswirkt. Die Auslöser der Klimakrise seien bekannt und die Industrieländer des sogenannten Globalen Nordens wurden aufgefordert, sich ihrer Verantwortung auch im Eigeninteresse zu stellen. So wurde betont, dass Klimagerechtigkeit einen großen Beitrag zu nachhaltigem Frieden leisten könne. Ein Übergang zu einem gerechteren und nachhaltigeren Wirtschaftsmodell in verschiedenen Sektoren wie etwa Energie und Mobilität sei erforderlich. Dieser stelle aber in allen Ländern eine große Herausforderung dar, besonders in fragilen und konfliktbehafteten Kontexten. In einigen Ländern wie im Sudan ist die Grundversorgung der Bevölkerung nicht gesichert und mehr als sieben Millionen Menschen befinden sich auf der Flucht.
An so einen Übergang (transition) sei in diesem Kontext gar nicht zu denken, so Nisreen Elsaim, sudanesische Klimaaktivistin und ehemalige Vorsitzende der Jugendberatergruppe des UN-Generalsekretärs zum Klimawandel und fragte: „Transition from what?“. Konfliktsensible Anpassungsmaßnahmen seien dafür umso wichtiger. Ebenso wurde auch der sektorübergreifenden Zusammenarbeit bei Klimamaßnahmen von vielen Teilnehmenden ein bisher noch unzureichendes Zeugnis ausgestellt. Hier sei noch sehr viel mehr Engagement erforderlich, um den Risiken zunehmender gewaltförmiger Konflikte im Zusammenhang mit Verschärfungen der Klimakrise erfolgreich entgegenwirken zu können.
Konfliktkontexte berücksichtigen, konfliktsensibel agieren, mehr Finanzmittel für die Betroffenen
Das könne gelingen, wenn die Konfliktkontexte der am stärksten von der Klimakrise betroffenen Länder von allen Gebern, Entwicklungs- und Klimaakteuren berücksichtigt und Klimapolitik und -programme konfliktsensibel gestaltet würden. Die von den Krisen besonders Betroffenen müssten in den Mittelpunkt gestellt und vorhandene Konflikte um bereits umstrittene natürliche Ressourcen wie Land, Wälder, Wasser, Fischgründe dürften nicht verschärft werden. Es würden dafür allerdings mehr Finanzmittel für die Anpassung an die Klimafolgen und die Bewältigung von Schäden und Verlusten in diesen Ländern benötigt, die die Betroffenen vor Ort auch wirklich erreichen.
Potentiale des "Environmental Peacebuilding" nutzen
Im Umkehrschluss helfe, wie Ammar Zakhri von der Beratungsorganisation Peace Paradigms aus dem Irak deutlich machte, auch in der Friedensförderung der systematische Einbezug von Umwelt- und Klimabedingungen, wie beispielsweise ständig zunehmender Wassermangel in vielen Regionen. Dies einzubeziehen fördere Nachhaltigkeit, bessere Anpassungsmöglichkeiten an Klimafolgen und friedliche Gesellschaften. Beispiele aus dem Irak und auch aus anderen Ländern zeigten, wie Umweltbelange, Klimafolgen und Konfliktdynamiken über Dialoge und den Aufbau einer Friedensinfrastruktur funktionieren können. Das Konzept des ‚Environmental Peacebuilding‘ liefere dafür wichtige Grundlagen und Ansätze.
Abschließend wurde auf die „COP28 Declaration on Climate, Relief, Recovery and Peace“ hingewiesen, die eine gute Grundlage böte, aber von deren Umsetzung vor Ort noch nichts zu spüren sei. Ferner seien mehr länderübergreifende Kooperationen im Klima-, Friedens- und Sicherheitsbereich wichtig, um den grenzüberschreitenden Wasser-, Land- und Ernährungsproblematiken für die Bevölkerung und lokalen Nahrungsmittel produzierenden Ackerbäuer:innen und Viehhalter:innen begegnen zu können.
Viele zivilgesellschaftliche Akteure werden diese Anliegen weiter in die Vorbereitungen der nächsten UNFCCC-Klimakonferenz (COP29) im November in Baku einbringen und den stärkeren und sicheren Einbezug vor allem der lokalen Perspektive fordern.
(Anm.: Dieser Artikel erscheint in ähnlicher Form auch in der September-Ausgabe des FriEnt-newsletters 'Impulse'. Co-Autorinnen: Nina Strumpf und Caroline Kruckow)