Weltweit erzeugen Erneuerbare Energien fast dreimal so viel Strom wie Atomkraft. Über 80 Prozent der im Jahr 2022 weltweit neu gebauten Kraftwerkskapazitäten sind erneuerbar. Der Grund ist simpel: Während eine Megawattstunde Sonnen- und Windstrom inzwischen im Schnitt für unter 40 US-Dollar erzeugt werden kann, kostet die gleiche Menge Atomstrom aus neuen Kraftwerken mehr als das Vierfache.
Daneben sprechen – von der ungeklärten Endlagerfrage und dem Unfallrisiko ganz zu schweigen – menschenrechtliche Aspekte für ein weltweites Ende von Atomenergie: Der Brennstoff Uran lässt sich nicht ohne schwerwiegende Folgen für die Menschen, die in der Nähe einer Mine leben, aus der Erde holen.
Folgen des Uran-Abbaus in Niger
In Niger, dem größten Uranlieferanten der EU, sind in den Minen Arlit und Akokan rund 140.000 Tonnen Uran gefördert worden. Zurück blieben über 100 Millionen Tonnen an Gesteinsresten: eine massiv strahlende Masse. Sie verursacht Krebs, Unfruchtbarkeit, Fehlgeburten und vieles mehr. Die Menschen wiederum haben von Nigers Exportschlager Nummer eins praktisch nichts: Sie leben in einem der ärmsten Ländern der Welt, 45 Prozent von ihnen unterhalb der Armutsgrenze und weniger als 15 Prozent haben Zugang zu Strom.
Deutschland: Ausbau Erneuerbarer beschleunigen
Die Atomkraft hat wahrlich (k)eine strahlende Zukunft gebracht. Übrigens importiert die EU auch große Mengen Uran aus Russland und mit ihm verbündeten Staaten – in Zeiten des Angriffskrieges gegen die Ukraine ist das nicht hinnehmbar. Deutschland sollte nun mit gutem Beispiel vorangehen und Länder wie den Niger dabei unterstützen, seine Uranabbauhalden zu beseitigen und mithilfe dezentraler Erneuerbarer Energien die grassierende Energiearmut zu überwinden. Zugleich muss die Bundesregierung jetzt den Ausbau der Erneuerbaren auch in Deutschland massiv beschleunigen und den Energieverbrauch deutlich senken. Dann kann auch der notwendige Kohleausstieg bis 2030 gelingen. Eine echte Energiewende gibt es nur ohne Kohle-, aber auch ohne Atomenergie.
Hinweis: Der Beitrag ist am 15. April 2023 als Kolumne Gastwirtschaft in der Frankfurter Rundschau erschienen.