Die Diskussion über Klimawandel und Umweltfragen ist meist negativ konnotiert. Die Nachrichten prognostizieren einen überdurchschnittlichen Temperaturanstieg und damit verbunden: mehr Unwetter, lange Dürreperioden, Anstieg des Meeresspiegels. Dazu kommt die aktuelle Energiekrise, die eine Energiezukunft, die weitgehend ohne fossile Brennstoffe auskommt, noch dringlicher macht als je zuvor.
Hier auf der UN-Klimakonferenz (COP27) in Ägypten sind über 30.000 Menschen für zwei Wochen versammelt, die jeden Tag noch intensiver sich damit beschäftigen. Die Stimmung ist entsprechend gedämpft. Weil es aber wichtig ist, den Blick in die Zukunft und auf Lösungen zu richten, hat die Konferenz jeden Tag ein Thema, worüber positive Nachrichten angekündigt werden. Mit diesen konstruktiven Meldungen wird versucht, Perspektiven aufzuzeigen und den Blick auf gute Entwicklungen zu lenken, die repliziert werden können.
Heute ist das Thema Energie. Es ist noch nicht klar, welche Initiativen im Energiebereich auf dieser COP angekündigt werden. Was aber klar ist: Damit sich durch sie wirklich etwas verändert, braucht es mehr als guten Schaufenster-Willen. Man muss sich nur ansehen, was aus Initiativen wurde, die auf vergangenen COPs präsentiert wurden.
Da gibt es zum Beispiel die Methan-Initiative, die das Ziel hat, die Emissionen des potenten Treibhausgases Methan schnell zu verringern. Die Initiative wurde zum ersten Mal auf der COP10 in Buenos Aires angekündigt. Weil sie aber nie wirklich vorangekommen ist, wurde sie dann mit Anpassungen noch einige Male vorgestellt. Während der COP15 in Kopenhagen und zuletzt auf der COP in Glasgow im vergangenen Jahr.
Ähnlich verhält es sich auch bei der AFR100-Initiative (African Forest Landscape Restoration), die sich zum Ziel setzt, bis 2030 100 Millionen Hektar Wald und baumreiche Landschaften in Afrika wieder herzustellen. Angekündigt wurde sie auf der COP21 in Paris. Auch wäre die Initiative zum Ende des Verbrennungsmotors zu nennen, die von einer Gruppe von Autokonzernen, Regierungen und Städten auf der COP26 in Glasgow angekündigt wurde und sich zu einem Abschied vom Verbrennungsmotor bis spätestens 2040 verpflichtet hat.
Die Idee hoffnungsvoller Nachrichten inmitten düsterer Prognosen kann ich gut nachvollziehen. Zudem ist das eine gute Gelegenheit für Staaten, sich zu präsentieren und schöne Fotos zu machen. Das Problem ist nur, wenn angekündigte Lösungen im Nichts versanden, weil sie über Ankündigungen nicht hinausgehen, und damit selbst zum Problem werden. Die Initiativen, die vorgestellt werden, sind nicht bindend und in vielen Fällen lässt sich auch nicht prüfen, ob und was sie über nationalen Zusagen hinausbringen.
Da die Zeit aber drängt, können wir uns nicht mehr leisten, Sofortmaßnahmen zu vertagen. Stimmen aus der Klimabewegung sagen das schon lange und werden deshalb als hysterisch abgestempelt. Neuerdings sind es aber auch Stimmen aus der Industrie, die sagen, dass wir schneller werden müssen. Zum Beispiel sagt selbst der CEO von Shell Ben van Beurden, dass die Politik sich nicht schnell genug bei der Energiewende bewegt. Und ein deutscher Autoboss (Markus Duesmann, der Audi-Chef) plädiert für autofreie Tage.
Initiativen nur anzukündigen, reicht nicht aus. Die Welt braucht ein starkes und ehrgeiziges Paket von Initiativen mit klaren Zielen und Zeitvorgaben. Damit dies Wirklichkeit wird, müssen wirksame Steuerungs- und Überwachungsmechanismen mit den entsprechenden personellen und finanziellen Ressourcen eingerichtet werden. In dieser Hinsicht ist die Koordinierung zwischen verschiedenen Institutionen von größter Bedeutung.
Die deutsche Regierung und die technischen und finanziellen Partner müssen sicherstellen, dass die Mittel und die Unterstützung in wirklich wirksame Maßnahmen fließen, gleichzeitig den Menschen im Globalen Süden zugutekommen und historische Missstände und strukturelle Ungleichheiten für marginalisierte Gemeinschaften beseitigen, einschließlich Frauen.
Der hartnäckige Wunsch, billiges Gas, Kohle und Öl zu bekommen, muss stoppen. Um Greta Thunberg zu zitieren: Blablabla muss stoppen. Das Ende des fossilen Zeitalters ist unabdingbar. Das 1.5°-Grenze einzuhalten ist noch möglich, aber dafür müssen endlich weltweit die erneuerbaren Energien ausgebaut werden.