Am Sonntag erhielt die kongolesische Organisation „Coracon“ neben dem russischen Journalisten Alexei Wenediktow den Johann-Philipp-Palm-Preis für Meinungs- und Pressefreiheit.
Mit dem Preis würdigt die Palm-Stiftung mit Sitz im bayerischen Schorndorf Menschen und Initiativen, die dem Vorbild seines Namensgebers folgen: Palm hatte im Jahr 1806 eine anonyme Flugschrift vertrieben, die sich gegen die napoleonische Militärdiktatur, die Kollaboration der deutschen Fürsten und die Misshandlung der Bevölkerung durch französische Soldaten wandte.
Preis würdigt Einsatz für Frieden und Demokratie
Brot für die Welt betreibt in der DR Kongo seit vielen Jahren ein Programm des Zivilen Friedensdienstes. „Coracon“ ist ein Teil davon. Der Name steht für „Collectif des Radios et Télévisions Communautaires du Nord-Kivu“. Der Verbund begann 2005 mi 17 Radiostationen, mittlerweile sind über 40 Radio- und Fernsehsender darin organisiert. Das gemeinsame Ziel: mit Radio und Lokal-TV zu Frieden und Demokratie beitragen.
Journalismus unter schwierigen Bedingungen
Zur Begründung sagte die Jury: „Auf den ersten Blick erscheint es fast etwas exotisch, einen Kommunalradioverband aus dem Ost-Kongo für den Johann-Philipp-Palm-Preis für Presse- und Meinungsfreiheit vorzuschlagen.“ Der Ost-Kongo stehe nicht im Fokus der Weltöffentlichkeit, aber die Hintergrundinformationen zur täglichen Arbeit von „Coracon“ zeigten beispielhaft, wie dramatisch und gefährlich journalistische Arbeit heute in einem afrikanischen Krisengebiet sei.
Koordinator des Verbunds im Kongo ist Jaques Vagheni, der zunächst Ökologie und landwirtschaftliche Entwicklung studiert hatte und übers lokale Radio die Bevölkerung über Naturschutz und Biodiversität aufklärte. So fand er im Jahr 2004 zum Journalismus. Er ist zur Preisverleihung nach Bayern gereist und kommentierte die Würdigung so: „Die Situation für die Meinungs- und Pressefreiheit hat sich durch den Belagerungszustand im Osten der DR Kongo noch mehr verschlechtert. Kritik am Militär wird hart bestraft, das Verbot von Versammlungen führt zur Unterdrückung der Zivilgesellschaft, es herrscht ein Klima der Angst.“
Preis für Coracon stärkt Zivilgesellschaft im Kongo
Die wirtschaftliche Situation habe sich für viele Menschen ebenfalls stark verschlechtert wegen der häufigen Ausgangssperren. Auch Journalist:innen könnten so ihre Redaktionen und Sendestudios nicht erreichen. „Den Preis zu erhalten, ist eine starke Motivation für uns und unsere journalistische Arbeit. Unser Engagement für die Meinungsfreiheit wird dadurch gestärkt und damit auch die Zivilgesellschaft in Nord-Kivu. Die kongolesische Bevölkerung hat das Recht auf Informiertheit und ausgewogene Berichterstattung, damit stärken wir die Demokratie in unserem Land.“
Wir gratulieren und freuen uns sehr mit unserem Partner.