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Tag der Agrarökologie

Was haben „Bio“ und „Fair Trade“ mit Agrarökologie zu tun? Wieso wir welche Begriffe brauchen und weshalb wir uns überhaupt damit beschäftigen sollten, war Thema des „Tag(s) der Agrarökologie“. Ich, Praktikantin bei Brot für die Welt, nehme Sie mit in die komplexe Welt der nachhaltigen und fairen Lebensmittelproduktion.

Maike Backhausen, Praktikantin im Referat Welternährung und soziale Rechte

Von Gastbeiträge Politik am
Weltfriedensdienst "Tag der Agrarökologie" am 28.11.2024 in der Spore Initiative

Tag der Agrarökologie am 28.11.2024 in der Spore Initiative

Auf dem wunderschönen Gelände der SPORE-Initiative füllte sich am 28.11.2024 pünktlich um 10:00 die Eingangshalle. In lockeren Gesprächen stellte sich schnell heraus, wie vielfältig die Gruppe war. Nicht nur, dass unterschiedliche Altersgruppen vertreten waren (insbesondere viele junge Menschen), sondern auch Menschen mit den verschiedensten Hintergründen. Neben Vertreter*innen von PAN(Pestizid Aktions-Netzwerk), INKOTA-Netzwerk und BUNDjugend(Bund für Umwelt und Naturschutz Deutschland) waren auch interessierte Studierende, Bäcker*innen, Gärtner*innen vom Weltacker und Freiwillige vom Ernährungsrat vertreten – und nicht zu vergessen: drei Kolleg*innen von Brot für die Welt.

Was genau bedeutet Agrarökologie eigentlich?

Mein Eindruck: Was der Begriff „Agrarökologie“ genau umfasst und was nicht, könnte wohl stundenlang diskutiert werden. Um uns alle auf denselben Wissensstand zu bringen, gab uns eine Vertreterin des INKOTA-Netzwerks eine grundlegende Einführung in das Konzept der Agrarökologie. Dabei lernte ich, dass Agrarökologie mehr ist als ein nachhaltiges landwirtschaftliches Verfahren. Anders als bei „Bio“, „Demeter“ oder „Fair Trade“ gibt es bei der Agrarökologie keine definierten Vorgaben, die ein Produkt als „agrarökologisch“ definieren.

Die oben genannten Konzepte können Teil der Agrarökologie sein, umfassen jedoch nicht ihre ganze Bedeutung.  Das Konzept der Agrarökologie beschreibt vielmehr eine ganzheitliche Philosophie, die sich auf nachhaltige und faire Lebensmittelproduktionkonzentriert. Dabei werden nicht nur ökologische, sondern auch sozial-kulturelle, politische und ökonomische Aspekte berücksichtigt. Die 13 Prinzipien der FAO (Ernährungs- und Landwirtschaftsorganisation der Vereinten Nationen) skizzieren die Ziele, wie beispielsweise ein Fairer Handel, die Achtung von Tier- und Bodengesundheit sowie die Integration von Recyclingsystemen.

Ein wichtiger Aspekt der Agrarökologie ist das Prinzip der Ernährungssouveränität, bei dem die Akteur*innen der Lebensmittelsysteme (Bäuer*innen, Händler*innen und Konsument*innen) die Veränderung selbst gestalten, anstatt dass diese von staatlichen oder übergeordneten Instanzen diktiert wird.

Insgesamt kann man festhalten, dass Agrarökologie eine Antwort auf das neoliberale Agrarsystem darstellt, bei dem nicht einzelne Akteure, sondern das Gemeinwohl aller Beteiligten im Vordergrund steht.

Nach den Grundlagen der Agrarökologie erzählte uns Theophilus Mudzindiko voller Humor über die Arbeit der PELUM-Initiative in Simbabwe. Ein zentrales Thema des Projektes ist die Schulung von Landwirt*innen in agrarökologischen Praktiken.

Dimensionen der Agrarökologie

In verschiedenen Seminaren vertieften wir unser Wissen zu den zahlreichen Dimensionen der Agrarökologie. Organisationen wie Germanwatch und Aktion gegen den Hunger lieferten informative Inputs, die in Gruppen mit ca. 30 Teilnehmenden vorgetragen wurden. Thematisiert wurde unter anderem die Bedeutung der Agrarökologie für die Ernährungssicherheit in Konfliktgebieten. Weitere Themen waren die Stärkung des Potenzials von Böden durch agrarökologische Methoden sowie die aktuellen Herausforderungen innerhalb von Fair-Trade-Lieferketten. Außerdem wurde die Rolle der Agrarökologie in der aktuellen EU-Agrar- und Ernährungspolitik besprochen.

Im Rahmen der Seminare kam Antonio Andrioli, ein Brasilianer mit Südtiroler Wurzeln, welcher das Konzept der Agrarökologie in Brasilien maßgeblich vorantreibt, als Videoaufnahme zu Wort. Südbrasilien geht mit den Ernährungsräten (sogenannten CONSEAS) und einer aktiven agrarökologischen Bewegung wichtige Schritte in Richtung einer nachhaltigen und fairen Ernährungssicherung bzw. Ernährungssouveränität.

Im Anschluss an die Input-Einheiten der Seminare gab es viel Raum für Diskussionen in kleinen Gruppen. Es war spannend, die unterschiedlichen Perspektiven und Expertisen aus verschiedenen Fachbereichen zusammenzubringen und gemeinsam nach Lösungen zu suchen. Beispielsweise wurde nach Möglichkeiten gesucht, wie Agrarökologie mehr Einzug in Europa bzw. Deutschland finden könnte. Ideen waren dabei das Schaffen einer größeren politischen Einflussnahme der Ernährungsräte sowie Bildungs- und Schulungsangebote.

Fazit: Ein motivierender Tag

Abschließend bleibt festzuhalten: Der „Tag der Agrarökologie“ war nicht nur informativ, sondern auch wunderbar organisiert und von Gemeinschaftsgefühl und gutem Essen begleitet. Es war ein Tag, der uns mit neuer Energie und Motivation zurücklässt. Der Austausch mit anderen engagierten Menschen aus unterschiedlichen Bereichen und Kulturen ist von unschätzbarem Wert. Gemeinsam können wir Ideen und Kräfte bündeln, um positive Veränderungen zu erreichen und dem gemeinsamen Ziel einer ökologisch und sozial nachhaltigen Welternährung ein Stück näher zu kommen.

Brot für die Welt arbeitet mit Partner*innen zusammen, welche Konzepte der Agrarökologie bereits umsetzen, bzw. begleitet sie auf ihrem Weg dorthin.

Ein herzliches Dankeschön an alle, die diesen lehrreichen und inspirierenden Tag möglich gemacht haben!

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Kleinbäuerin Claudine Hashazinyange mit Avocados vom Baum ihres Schwiegervaters.

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148 € (Spendenbeispiel) Mit 148 € kann zum Beispiel ein Regenwassertank mit 2.000 Liter Fassungsvermögen gekauft werden.

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