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Von Faultieren, Regen und Kochen am offenem Feuer

Faultiere habe ich schon viele gesehen. Das erste in Manuel Antonio weniger als 2 Wochen nach meiner Ankunft im Land, die meisten in Puerto Viejo um Weihnachten herum. Ein Bericht von Lydia.

Von Sandra Lüttke am
Faultier

Ich bin Lydia und mache im Jahr 2024/25 einen 12-Monatigen entwicklungspolitischen Freiwilligendienst mit Brot für die Welt. Am 20. August 2024 sind wir in einer Gruppe von sechs Freiwilligen in Costa Rica gelandet. Dann ging es für zwei Wochen in Gastfamilien in Coronado, einem Vorort von San José. Dort hatten wir zwei Wochen Sprachschule.

Das zweite Wochenende haben wir direkt genutzt: Zu sechst in unserer Brot-Freiwilligengruppe sind wir nach Manuel Antonio gefahren, ein kleiner Ort an der Pazifikküste mit einem großen Nationalpark. Wir haben uns gefühlt wie im Paradies: Bäume doppelt so hoch wie Häuser, überall grüne Natur, weites, blaues Meer, Klippen und vor allem Nachts eine Soundkulisse wie „Regenwaldgeräusche“ auf Spotify: Regen, ab und zu Donnergrollen, Grillenzirpen, Vögelzwitschern und Blätterrauschen. Im Nationalpark haben wir das erste Faultier gesehen, dann große, blaue Käfer, bunte Krabben, einige Capibara-ähnliche Tiere, die wir nicht ganz zuordnen konnten, Leguane und Geckos und am Strand haben die Affen versucht unsere Sachen zu klauen.

Start in den Projekten

Nach den zwei Wochen Sprachschule sind wir in unsere Projekte gezogen, ich in die ILCO. Die ILCO ist die Lutheranische Kirche Costa Ricas und führt momentan vor allem zwei Projekte: Eine Herberge für Migranten und einen Kindergarten in La Carpio. Die Herberge liegt direkt hinter der Kirche und unter der ILCO-Freiwilligen-WG.

La Carpio ist eines der ärmsten Viertel San Josés und geprägt von Einwanderung aus Nicaragua. So sind alle meine drei Arbeitskolleginnen Nicaraguanerinnen. Von der ILCO-WG nach La Carpio nehme ich zwei Busse und brauche etwas mehr als eine Stunde.

Aufgabe im Freiwilligendienst

In der Herberge arbeite ich von 16-19 Uhr, in dem Kindergarten, der Casa Abierta, von 9:30 bis 16 Uhr. Dabei wechsel ich mich jeden Tag mit Kilian, meinem Mitfreiwilligen in der ILCO, ab. Von Anfang an hat mir die Arbeit Spaß gemacht. Die ILCO hat mir direkt das Gefühl gegeben, dass sie sich sehr über Freiwillige freuen und wir als Arbeitskräfte wertgeschätzt werden. In dem Kindergarten bestanden bisher meine Aufgaben vor allem darin, mit den Kindern zu spielen, eine Ansprechpartnerin z.B. in Streitfällen zwischen den Kindern zu sein, Teller abzuwaschen und ab und zu Basteleien zu veranstalten.

Jetzt, wo hier im Januar das neue Schuljahr angefangen hat, habe ich außerdem angefangen, Englisch zu unterrichten. Das ist eine sehr viel größere Herausforderung, als ich am Anfang vermutet hatte. Dafür ist die Freude umso größer, wenn mir die Kinder morgens entgegenkommen und voller Enthusiasmus fragen, ob heute wieder Englischunterricht ist oder mir stolz erzählen, was sie vom Vortag noch alles wissen

In der Herberge digitalisiere ich Unterlagen von Herbergengästen, helfe beim Empfang und beim Kochen und wasche Wäsche. Das spannendste daran sind Gespräche mit den Migrant*innen. Die meisten kommen aus Venezuela und Nicaragua und haben häufig schon sehr harte Wege hinter sich. Neben den beiden Projekten gibt es in der ILCO noch ein paar andere Sachen, in die ich teilweise eingebunden werde.

Zusammenarbeit mit indigenen Gemeinschaften

Die Zusammenarbeit mit indigenen Gemeinschaften ist auch eine Aufgabe der ILCO. In Costa Rica leben 8 indigene Völker, die Huetar, Maleku, Bribri, Cabécar, Brunka, Ngäbe, Bröran und Chorotega. Mit einigen Gemeinschaften innerhalb dieser Völker kooperiert die ILCO und unterstützt sie finanziell und teilweise politisch. Kilian und ich haben schon zwei von diesen Gemeinschaften besucht: Mit Pastora Teresa von der ILCO die indigene Gemeinschaft von Quitirrisí in der Nähe von San José und mit unserer Mentorin Xinia und Pastor Enrique, eine Bribri-Gemeinschaft in Talamnca, im Südwesten des Landes.

In Quitirrisí waren wir nur ein paar Stunden mit der ILCO, wurden aber von den Leuten dort zu einem Festival eingeladen. So haben wir auf eigene Faust dort ein Wochenende verbracht und zwei Abende lang traditionelle Zeremonien indigener Völker erlebt.

Erlebnisse mit der indigenen Gemeinschaft

In Talamanca waren wir eine Nacht in einem indigenen Dorf namens Kachabri. Die Anreise war ein Abenteuer: Etwa 7 Stunden Autofahrt, dann mussten wir das Auto an einem Fluss stehen lassen, mit einem schmalen Holzboot übersetzen und auf der anderen Seite mit einem anderen Auto weiterfahren. Das Dorf bestand aus ein paar Schotterstraße und sonst nur Pfaden, die Häuser verstreut inmitten Bananenplantagen und Dschungel verbinden. Zentrum des Dorfes war eine Gemeinschaftshütte, eine Rancha, rund, aus Holz und gedeckt mit Palmenblättern. Dort haben wir über offenem Feuer mit der Unterstützung einer Bribri-Frau namens Jenny Gallo Pinto, also Reis mit Bohnen, gekocht.

In Kachabri waren wir, um den Kindern dort Weihnachtsgeschenke zu bringen, die die ILCO vorher in einer Spendenaktion gesammelt hatte. Es gab also nach dem Essen erst einmal eine kurze Andacht, halb auf Spanisch, halb auf Bribri, Kilian und ich haben ein paar Spiele mit den Kindern gespielt und danach wurden die Geschenke verteilt. Die meisten Häuser in den indigenen Dörfern haben mittlerweile Elektrizität und auch der Internetempfang war im ganzen Gebiet ganz hervorragend, aber die Gemeinschaftshütte und das Haus, in dem wir geschlafen haben, hatte kein elektrisches Licht. Für mich war das eine tolle Erfahrung, die ich so noch nie gemacht hatte: Um 6 Uhr Abends ist die Sonne untergegangen und es war halt dunkel. Wir sind trotzdem noch ein bisschen im Gemeinschaftsraum geblieben, der mit ein paar Kerzen und dem Feuer noch schemenhaft zu erkennen war, haben gequatscht und ein paar Wörter auf Bribri gelernt. Um 8 sind wir aber ins Bett und weil es schon so lange dunkel gewesen war, bin ich auch direkt eingeschlafen. Am nächsten Morgen ging es für uns schon wieder zurück, beziehungsweise für die ILCO-Leute und Kilian zurück nach San José und für mich weiter nach Puerto Viejo, wo ich Weihnachten verbracht habe: Ein weiterer Ort mit vielen Faultieren und Regen. Kachabri war ein absolutes Highlight für mich in Costa Rica, und ich bin unglaublich dankbar, mit der ILCO eine so besondere Erfahrung gemacht zu haben.

Fast Halbzeit

Fünf Monate sind nun rum für mich und ich freue mich wahnsinnig auf die 7 Monate, die mir hier noch bleiben. Ich mache hier tolle, einzigartige Erfahrung und lerne auf ganz verschiedenen Ebenen super viel. Für jeden, der Spaß hat, sich auf neues einzulassen und für’s Leben zu lernen kann ich einen Freiwilligendienst also nur wärmstens empfehlen :)

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Kleinbäuerin Claudine Hashazinyange mit Avocados vom Baum ihres Schwiegervaters.

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56 € (Spendenbeispiel) Mit 56 € kann zum Beispiel ein Hygiene-Paket für eine geflüchtete Familie finanziert werden.

100 € (Spendenbeispiel) Mit 100 € kann zum Beispiel Gemüse-Saatgut für die Bewirtschaftung von ca. 10 Feldern bereitgestellt werden.

148 € (Spendenbeispiel) Mit 148 € kann zum Beispiel ein Regenwassertank mit 2.000 Liter Fassungsvermögen gekauft werden.

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