Ohne den Zugang zu Trinkwasser können Menschen keine Woche überleben. Unabdingbar ist einwandfreies Wasser auch für Körperhygiene und die Vermeidung von Krankheiten. Nur mit gesichertem Wasserzugang lassen sich Nahrungsmittel in ausreichender Menge und gesund herstellen, um das international verbriefte Recht auf Nahrung für alle Menschen zu verwirklichen. Steigende Kosten und wachsender zeitlicher Aufwand für die Beschaffung von Trink- und Bewässerungswasser beschneiden die Entwicklungschancen einzelner Menschen und verschärfen so die weltweit steigende soziale und ökonomische Ungleichheit. Die Verknappung von Wasser gefährdet zudem auch den Klimaschutz und den Erhalt der Biodiversität. Dabei wäre global noch genug Süßwasser vorhanden, um alle Menschen, Tiere und Ökosysteme ausreichend mit Wasser zu versorgen. Die Bedeutung von Wasser für alle Bereiche des menschlichen Lebens spiegelt sich jedoch nicht im Umgang mit dieser lebenswichtigen Ressource wider. Durch die Ausweitung der industriellen Landwirtschaft, Umweltverschmutzung und steigenden Rohstoffabbau, aber auch durch die globale Klimakrise wird Wasser immer knapper.
Wasserzugang muss reguliert werden
In den nächsten Jahrzehnten wird weltweit jeder dritte Mensch unter Wasserknappheit leiden. Eine besondere Verantwortung an der weltweiten Übernutzung von Wasserressourcen und der Verschmutzung von Gewässern tragen die Industriestaaten mit ihren Produktions- und Konsummustern und ihrem Lebensstil. Durch globale Lieferketten werden diese Umweltauswirkungen oft weit entfernt von Verbraucher*innen und deren Aufmerksamkeit in Ländern des so genannten Globalen Südens mit schwachem Umweltrecht und unzureichender Umsetzung bestehenden Rechts spürbar. Die zunehmende globale Variabilität der Wasserkreisläufe erhöht zudem die Komplexität des Wassermanagements auf der regionalen und der globalen Ebene. Wasserentnahmen und Abwasserbehandlungen müssen also weltweit besser reguliert werden. Dafür müssen Akteur*innen aus verschiedenen Ministerien und unterschiedlichen Verwaltungseinheiten zusammenarbeiten. Auch die Privatwirtschaft muss in die Pflicht genommen werden, sorgsam mit der Ressource Wasser umzugehen. Von ihr verursachte Schäden an der Wasserversorgung muss sie selbst beheben und die Betroffenen vor Ort umfänglich entschädigen.
Friedenssicherung durch Wasserkooperationen
Aufgrund der kritischen Bedeutung von Wasser können widerstreitende Interessen verschiedener Nutzer*innen existierende Konflikte verschärfen oder neue schaffen. Nutzungskonflikte nehmen nicht nur innerhalb lokaler Gruppen zu, sondern auch zwischen Unternehmen, Politik und lokalen Gemeinschaften. So gibt es in Flussgebieten Beispiele, in denen die Menschen am Oberlauf des Flusses Wasser unkontrolliert nutzen oder verschmutzen, worunter die Anrainer am unteren Flusslauf leiden. Auch Staudämme oder Wassernutzung für großflächige Bewässerung können zu Wasserknappheit am Unterlauf führen. Deswegen ist eine Zusammenarbeit in Fragen des Wassermanagements unabdingbar. Für Gruppen oder Staaten können Wasserkooperationen zudem ein Ausgangspunkt für weitere Zusammenarbeit sein, die über die Wasserversorgung hinausgeht. Regionale Wasserkooperationen sind für den Klimaschutz und den Biodiversitätserhalt ebenso unabdingbar wie beim Katastrophenschutz. Entscheidend für die friedliche Nutzung gemeinsamer Wasserressourcen sind Institutionen, die für die lokale Bevölkerung erreichbar sind und als legitim betrachtet werden.
Wenn Wasser zum Konfliktgegenstand wird
Nimmt die Verfügbarkeit von Wasser massiv ab oder wird Wasser in größerem Umfang verschmutzt, überfordert das bestehende Kooperationsmechanismen, und es kommt zu Wasserkonflikten. Unbearbeitet können diese leicht in gewalttätige Auseinandersetzungen münden. Deswegen müssen Wasserkonflikte in den Blick genommen werden, bevor sie eskalieren. Dabei sollten der Kontext und die Interessen aller Betroffener, vor allem marginalisierter Gruppen und Frauen, aber auch privater und staatlicher Akteur*innen genau analysiert werden und die Grundlage für die Konfliktbearbeitung bilden. Bei jeglicher Wassernutzung sollte das Gemeinwohlinteresse über private Wirtschafts- und Profitinteressen gestellt werden. Kommt im Rahmen von militärischen Konflikten die Wasserinfrastruktur zu Schaden, sind die Folgen für die Trinkwasserversorgung, die Gesundheit und die Ernährungssicherheit für die betroffenen Zivilbevölkerungen gravierend. Immer häufiger werden Wasserinfrastrukturen wie Trinkwassersysteme, Kläranlagen, Staudämme und Bewässerungskanäle auch zur Zielscheibe von militärischen Aktionen, um Druck auf Zivilbevölkerung und Politik auszuüben. Solche Vorgehensweisen treffen die Zivilbevölkerung besonders hart und stellen schwere Verbrechen gegen die Menschlichkeit dar.
Wasser braucht besonderen Schutz
Die Bundesregierung muss den gesetzlichen Rahmen schaffen, um zu verhindern, dass Verbraucher*innen in Deutschland weiter unbewusst dazu beitragen, Wasserkrisen zu schüren. Damit Bürger*innen Wasserrisiken in ihrer Kaufentscheidung berücksichtigen können, muss ein verpflichtendes Siegel geschaffen werden, aus dem hervorgeht, wie viel Wasser in Produktions- und Lieferkette für ein Produkt verbraucht wurde und wie sich das auf die in der Region verfügbaren Wasserressourcen auswirkt. Weltweit sollte zudem die Zusammenarbeit im Wassermanagement gestärkt werden, indem für eine gemeinschaftliche Nutzung der verfügbaren Wasserressourcen ein klarer rechtlicher Rahmen ausgehandelt wird. Bestehende Wasserkonflikte erfordern eine detaillierte Kontextanalyse, die die Konfliktdynamiken und die beteiligten Akteur*innen in den Blick nimmt. Während gewaltsamer Auseinandersetzungen und Kriege muss sich die Bundesregierung gemäß der Genfer Konvention für den Schutz von Wasserinfrastruktur einsetzen, um die zivile Bevölkerung zu schützen. Militärische Handlungen, die gezielt auf die Zerstörung von Wasserinfrastruktur abzielen, müssen genauestens dokumentiert und dahinterstehende Akteur*innen zur Rechenschaft gezogen werden.
Vorankündigung: Publikation am Weltwassertag
Bereits 1992 im Rahmen der Agenda 21 in Rio de Janeiro schlugen die Vereinten Nationen vor, jedes Jahr zum 22. März das Thema „Wasser“ auf die weltweite Agenda zu setzen. In diesem Jahr ist der 22. März dem Thema „Wasser für Frieden“ gewidmet. Brot für die Welt wird zu diesem Termin in einer „Standpunkt“-Fachpublikation die Potentiale von Wasserkooperationen und Konfliktmanagement für die weltweite Wasserversorgung herausstellen.