Das System versagt
Ab dem 2. August lebt die Menschheit bei der Natur auf Pump. Es werden mehr ökologische Ressourcen verbraucht, als die Natur im Jahr 2023 regenerieren kann. Letztes Jahr fiel das Datum auf den 28. Juli. Eine deutliche Verbesserung hat jedoch nicht stattgefunden. Die Berechnung wird jährlich optimiert und die Daten der Vorjahre werden entsprechend der neuesten Berechnungsmethode korrigiert. Demnach wäre es 2022 der 1. August gewesen. Über die Veränderungen der jeweiligen Termine von Jahr zu Jahr zu schreiben, macht jedoch nur begrenzt Sinn. Wir sind noch viel zu weit von einem verantwortbaren Umweltverbrauch entfernt, als dass diese kleinen Veränderungen relevant wären.
Alle Jahre wieder Erdüberlastungstag
Seit 9 Jahren schreibe ich Blogbeiträge zum Erdüberlastungstag. Und ganz ehrlich: Irgendwann ist es schwierig sich etwas Neues auszudenken. Die Botschaft bleibt leider Jahr für Jahr ziemlich gleich. Die meisten Blogbeiträge könnte man mit angepassten Daten einfach erneut veröffentlichen. Es gibt durchaus viele relevante und interessante Inhalte. So ist der Earth Overshoot Day ein Anlass, um zu erklären, warum Entwicklung Umweltschutz braucht. Man kann aufzeigen, dass verantwortliches Ressourcenmanagement eine Voraussetzung für Frieden ist. Man kann grundsätzlich nach der Motivation für Schöpfungsbewahrung fragen. Man kann auf die Notwendigkeit von Strukturveränderungen hinweisen.
Bloggen bis der Fußabdruck schrumpft
Und doch frage ich mich ehrlich: Macht es Sinn immer wieder darüber zu schreiben? Winston Churchill sagte einmal: „Ein leidenschaftlicher Raucher, der immer von der Gefahr des Rauchens für die Gesundheit liest, hört in den meisten Fällen auf – zu lesen.“ Werden Beiträge zum Erdüberlastungstag nicht ohnehin nur von Menschen gelesen, die darüber bereits Bescheid wissen? Während andere das Thema beharrlich ignorieren? In der Tendenz mag das so sein. Doch für mich ist die entscheidende Gegenfrage: Was wäre denn die Alternative? Eine gerechte und zukunftsfähige Welt ist nur möglich, wenn grundlegende Strukturveränderungen für Nachhaltigkeit realisiert werden. Und das ist nur möglich, wenn genügend Menschen in der Gesellschaft diese Veränderungen einfordern und mittragen. Und so lange bis das der Fall ist, ist es nötig wieder und wieder darüber zu schreiben und zu sprechen – gern auch plakativ. Das Thema Rauchen zeigt übrigens, wie gesellschaftlicher Wandel möglich ist. Was würde Churchill wohl zu den Bildern auf den Zigarettenpackungen sagen? Diese zeigen deutliche Wirkung.
Nachhaltige Lösungen kommunizieren
Die Organisationen, mit denen Brot für die Welt zusammenarbeitet, kennen und praktizieren viele Lösungsansätze. Diese Initiativen und Projekte machen Mut. In Ecuador schaffen Bio-Bäuerinnen Alternativen zur Blumenindustrie. In Äthiopien baut die Kirche Wälder wieder auf und schafft damit neue Einkommensquellen. In Bangladesch lernen Familien, wie sie trotz Klimawandel erfolgreich Gemüse anbauen können. In Sambia passen sich Kleinbauernfamilien erfolgreich an die Dürre an. In Südafrika wehren sich Menschen gegen zerstörerische Bergbau-Projekte. Auch in Deutschland können wir einen Kurswechsel vollbringen für mehr Nachhaltigkeit und Zukunftsfähigkeit. Ideen für attraktive Strukturveränderung gibt es viele. Wir alle können mit einem nachhaltigen Handabdruck dazu beitragen.
Fußabdruck-Test reloaded
Mit unserem Online-Fußabdrucktest bieten wir seit zehn Jahren einen niedrigschwelligen Einstieg in die Reflexion des eigenen Umweltverhaltens. Tausende Kolleg*innen in der Bildungsarbeit nutzen den Fußabdruck-Test regelmäßig in Unterrichtsstunden und Workshops. Deswegen haben wir uns die Mühe gemacht, den Test komplett zu erneuern. Gemeinsam mit dem ifeu haben wir die Fragen überarbeitet und die Berechnung überprüft. Neu hinzugekommen sind unter anderem Streaming und Online-Shopping. Andere Fragen haben wir gestrichen oder zusammengefasst, damit der Test seine bewährte Kürze und Niedrigschwelligkeit behält. In wenigen Wochen wird www.fussabdruck.de mit aktualisierten Inhalten, einer energiesparenden Programmierung und frischen Illustrierungen rundumerneuert sein. Denn wir machen so lange weiter, bis der Erdüberlastungstag im Folgejahr liegt und wir unsere Lebensgrundlagen endlich nachhaltig schützen.
