Thema: 9. November (1918, 1938, 1989)
Wir danken dir,
ewiger Gott, für alle Zeichen der Erinnerung am 9. November,
die uns dieser Tag ins Gedächtnis ruft:
1918: Ausrufung der Republik, die zu wenig Rückhalt erfuhr, zu wenig Vertrauen in die Kraft des Geistes, der Bürgerrechte und der Versöhnung, gerade auch in den Kirchen;
1938: die Nacht der Schande, als die Synagogen und jüdisches Eigentum dem Mob und dem Hass zum Opfer fielen, dem Beginn der größten Serie von Verbrechen in unserem Land,
1989: als wir wie die Träumenden erfuhren, was es heißt, dass Mauern fallen, und der Weg zu dem begann, was wir heute sind, in Dankbarkeit und doch auch immer wieder großer Skepsis;
Mach unsere blinden Augen sehen,
damit wir energisch und ohne Angst die Bürgerrechte achten,
in Anspruch nehmen und sie verteidigen,
bei uns und weltweit;
Mach unsere Herzen weit,
damit wir uns über jedes neue Zeichen jüdischen Lebens unter uns
und über jede neue Synagoge freuen,
in der dein Name über allem steht
und Weisheit und Achtung vor dem Leben als Werte gelten,
die uns alle verbinden;
Richte unsere Sinne und unseren Willen auf deine barmherzige Freundlichkeit,
damit wir in diesen Tagen,
in denen so vieles, was wir längst als sicher wähnten,
auf dem Spiel steht oder gar zerstört wird;
tröste alle, die unter der Beraubung ihrer Rechte leiden
und sich nach Hilfe sehnen,
in Belarus, Kamerun, den USA, auf den Philippinen, dem Kongo und Nigeria
und überall,
wo deine Töchter und Söhne
für Gerechtigkeit, Frieden, und die Bewahrung deiner Schöpfung einstehen,
und stelle uns an ihre Seite,
damit dein Wille geschehe,
auf deiner ganzen Erde.