(Bonn, 19.11.01) Die kirchlichen Hilfsorganisationen Evangelischer Entwicklungsdienst EED und Misereor sowie die Menschenrechtsorganisation FIAN begrüßen die Pläne des Agrarministeriums, die Einsparungen aus dem Subventionsabbau im deutschen Agrarsektor für die ländliche Armutsbekämpfung in den Entwicklungsländern einzusetzen und die Bekämpfung des Hungers in der Welt zu einem neuen Schwerpunkt der deutschen Agrarpolitik zu machen. "Darin sehen wir einen wichtigen Schritt zu einer kohärenten Gesamtpolitik der Bundesregierung im Rahmen des Aktionsprogramms zur Halbierung der extremen Armut bis zum Jahr 2015", so Misereor-Vertreter Reinhard Hermle, Vorsitzender des Dachverbandes entwicklungspolitischer Nichtregierungsorganisationen VENRO.
Auf einer Fachtagung von EED, Misereor und FIAN am 15. November in Berlin nahm auch der Generaldirektor der Welternährungsorganisation FAO, Jacque Diouf, teil. Er unterstrich, wie wichtig die Erhöhung der weltweiten Entwicklungshilfe für die ländliche Entwicklung sei. Dennoch sei die landwirtschaftliche Entwicklungshilfe im Rahmen der insgesamt sinkenden Entwicklungsausgaben in den vergangenen Jahren erneut um 7 Prozent gesunken.
Noch in diesem Jahr soll ein bilateraler Fonds zur ländlichen Armutsbekämpfung von dem Bundesministerium für Verbraucherschutz, Ernährung und Landwirtschaft bei der Welternährungsorganisation FAO eingerichtet werden. Das Ministerium hofft auf die Zusammenarbeit mit den deutschen Nichtregierungsorganisationen und ihren Partnerorganisationen in den Entwicklungsländern, um die Hungerbekämpfung effektiv, unbürokratisch und basisnah vorzunehmen.
Für die Bundesregierung bestehe nach den aktuellen Beschlüssen zu einer neuen Welthandelsrunde die realistische Chance, den Subventionsabbau für die eigene, hochgeschützte Landwirtschaft mit einem verstärkten Engagement für die vernachlässigte Landwirtschaft der Entwicklungsländer zu verbinden, so bekundete Joachim von Braun vom Bonner Zentrum für Entwicklungsforschung. Der Richtungswechsel in der Agrarpolitik wird auch in der Bundestagsresolution zur Entsendung von Truppen nach Afghanistan eingefordert. Der Bundestag hat die Entsendung der Bundeswehrtruppen verknüpft mit "einer Vorreiterrolle der Bundesregierung in der Bekämpfung des Welthungers".
"Wir bewerten die Bekundungen des Staatssekretärs des Agrarministeriums Matthias Berninger als Kurswende in der Bundespolitik, die gesparten Steuermittel aus dem Subventionsabbau im Agrarbereich als Friedensdividende in eine humanere Globalisierung zu investieren", so Vorstandsmitglied des Evangelischen Entwicklungsdienstes Wilfried Steen. Nun geht es um die Umwandlung eines ungerechten Agrarstützungssystems zugunsten der verarmten und vernachlässigten Kleinbauern in den Entwicklungsländern ", betont Steen. Dazu bot er dem Ministerium und der FAO die praktische Unterstützung der Kirchen an.
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