Die Evangelische Kirche in Deutschland (EKD) und der Evangelische Entwicklungsdienst (EED) sehen im diesjähriger "Bericht über die menschliche Entwicklung" des Entwicklungsprogramms der Vereinten Nationen (UNDP) Anlass zur Besorgnis. Der gerade vorgestellte UNDP-Bericht hat als Schwerpunktthema "neue Technologien im Dienste der menschlichen Entwicklung". Er argumentiert, dass diese neuen Technologien eine bedeutende Rolle bei der Verringerung der Armut weltweit spielen können und wirft den Industrieländern eine distanzierte Haltung zur Gentechnik bei ihrer Zusammenarbeit mit Entwicklungsländern vor.
Im Gegensatz zu bisherigen UNDP-Berichten stehen damit nicht mehr soziale Strategien der Armutsbekämpfung im Mittelpunkt, sondern technologische Lösungen. Der Vorstandsvorsitzende des EED, Konrad von Bonin, sieht diesen Richtungswechsel von UNDP sehr kritisch: "Hunger und Armut sind soziale, keine technischen Probleme. Es ist ein Trugschluss zu glauben, dass man mit Hilfe von Gentechnik in der Landwirtschaft Armut wirksam bekämpfen kann."
Der Auslandsbischof der EKD, Bischof Rolf Koppe, weist in diesen Zusammenhang auf die kürzlich erschienene Studie "Ernährungssicherung und Nachhaltige Entwicklung" der Kammer für Entwicklung und Umwelt der EKD hin. Diese kommt zu dem Schluss, dass Gentechnik und die Patentierung von Pflanzen genetische Ressourcen unter die privatwirtschaftliche Kontrolle großer transnationaler Konzerne bringen. "Damit wächst die Abhängigkeit der Bauern von wenigen transnationalen Unternehmen, aber nicht das Einkommen der Bauern", sagt Bischof Koppe. "Mit der Betonung der öffentlich-privaten Entwicklungspartnerschaften gerät UNDP in Gefahr, sich eher an den Interessen der Agrarindustrie zu orientieren als an der tatsächlichen Situation der Kleinbauern in Entwicklungsländern."
Der massive weltweite Rückgang der staatlichen Aufwendungen für Agrarforschung und die starke Unternehmenskonzentration in der Agrarindustrie führen bereits jetzt schon zu gefährlichen Abhängigkeiten der Ernährungssicherung von wenigen transnationalen Konzernen. Gleichzeitig wurde die Förderung der Landwirtschaft im Rahmen der staatlichen Entwicklungszusammenarbeit der Industrieländer in den letzten Jahren erheblich reduziert. Die landwirtschaftlichen Entwicklungsausgaben sind von 7 Mrd. US $ (1986) auf weniger als 3 Mrd. US $ (1999) gefallen, die der UN Organisationen sogar noch stärker von 3,5 Mrd. auf 500 Mio. US $.
"Es ist nicht glaubwürdig, sich erst aus der Landwirtschaft zurückzuziehen, dann fehlende Agrarentwicklung zu beklagen, dafür die Technikkritiker verantwortlich zu machen und schließlich auf eine zweifelhafte, risikoreiche Technologie und Strategie der Kooperation mit den Gentechnikkonzernen zu setzen", kritisiert Konrad von Bonin die Haltung von UNDP. "In der kirchlichen Entwicklungszusammenarbeit werden wir auch in Zukunft mehr der Weiterentwicklung des Wissens der Bauern zur Lösung des Welternährungsproblems trauen, als den Labors der Konzerne. Darin sind wir uns auch mit unseren Partnerorganisationen einig. Wir erwarten, dass sich UNDP zukünftig stärker an den Problemen der Armen und ihren Lösungsvorschlägen orientiert."
Hannover/Bonn, 17. Juli 2001
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Ilonka Boltze, Pressereferentin des EED,
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