Pressemeldung

Auf der Grünen Woche in Berlin fordert der EED die Bundesregierung auf, sich dafür einzusetzen, dass EU-Markt-Überschüsse nicht länger auf Kosten von Entwicklungsländern gehen

EU-Agrardumping zerstört den mit Entwicklungsgeldern aufgebauten indischen Milchmarkt

(Berlin/Bonn, 15.01.2002) "Die Europäische Union hat geholfen, die Milchwirtschaft mit aufzubauen. Sie sollte ihren "Schützling" behüten, statt ihn zu töten", warnte eindringlich der indische Agrarexperte Datta Rangnekar auf der heutigen EED-Pressekonferenz auf der Berliner Agrarmesse. Randnekar ist Mitglied im Aufsichtsrat des indischen National Dairy Development Board (NDDB), das die indische Milchwirtschaft überwacht und steuert.

Die Entwicklung der Milchwirtschaft in Indien ist eine Erfolgsgeschichte ohne Beispiel. Sie ist unter dem Namen "Weiße Revolution" bekannt geworden. Gefördert durch EU-Mittel entstand in Indien vor Jahren die sogenannte Operation Flood, eines der größten Entwicklungshilfeprogramme der Welt. Sie schuf beeindruckende Strukturen: 60.000 Erzeugergenossenschaften, flächendeckende Molkereien und Milcherfassungsstrukturen sowie nationale Vermarktungskanäle.

Der Betrag, den die kleinstbäuerliche Milchwirtschaft zur Armutsbekämpfung in Indien leistet, ist kaum zu überbieten. Die meisten Milchlieferanten sind Haushalte mit 3 Milchkühen. Zwei Drittel der Produzenten sind landlose Bauern. Die Einkommen aus dem Milchverkauf kommen vornehmlich den Frauen und der Ernährung der Kleinkinder direkt zugute. Mittlerweile ist Indien mit 78 Mio. Tonnen Milchproduktion der größte Milchproduzent der Welt.

Doch der Erfolg der indischen Milchwirtschaft wird zunehmend durch die steigenden Importe von Produkten der Europäischen Union wie Magermilchpulver und Butteröl gefährdet. 1995 betrug die Importquote erst knapp 300 Tonnen. Knapp 5 Jahre später betrug sie 18.000 Tonnen. Die Lieferungen provozieren Preisdumping und verdrängen den einheimischen Markt. So ist der Inlandspreis in Indien in den vergangenen 2 Jahren um 15 Prozent gefallen. "Es ist offensichtlich, dass die Union versucht, ihre Überschussprobleme auf unsere Kosten zu lösen", so Rangnekar.

"Die Bundesregierung spricht sich in ihrer Armutsstrategie eindeutig für einen Abbau des Agrarprotektionismus aus. Sie hat sich gegen Exportsubventionen ausgesprochen, die der Armutslinderung entgegenstehen. Hier haben wir einen eindeutigen Fall, bei dem wir sie beim Wort nehmen können", so Rudolf Buntzel-Cano, EED-Beauftragter für Welternährungsfragen.

Zum Thema "Agrarwende für uns - Wo bleibt der Süden?!" ist jetzt eine Studie von Rudolf Buntzel-Cano erschienen. Herausgeber sind das Forum Umwelt und Entwicklung und der Evangelische Entwicklungsdienst. Die Studie ist zu beziehen beim EED, Referat Öffentlichkeitsarbeit, Dr. Hans Spitzeck, Tel. 0228-8101-2100, Fax -160, info@eed.de

Für Rückfragen wenden Sie sich bitte an: Ilonka Boltze, EED-Pressereferentin, Tel. 0228-8101-2503


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