(Bonn, 30.04.2002) Der Evangelische Entwicklungsdienst appelliert an die israelische Regierung und die palästinensische Behörde, die Arbeit von lokalen Hilfsorganisationen, Bürgerberatungen, kirchlichen Gruppen und Journalisten in den palästinensischen Gebieten nicht zu blockieren, sondern zu unterstützen. Der EED spricht sich dafür aus, dass internationale Beobachter und die UN-Kommission zur Untersuchung der Vorfälle während der israelischen Belagerung der palästinensischen Gebiete ins Land kommen. "Das Geheimnis der Versöhnung ist Erinnerung. Wiederaufbau, Versöhnung und Frieden haben nur eine Zukunft, wenn die Vergangenheit aufgearbeitet wird und Wege und Regelungen geschaffen werden, wie die Menschenrechte dauerhaft geschützt werden ", so Konrad von Bonin, Vorstandsvorsitzender des EED. "Neben dem Willen nach einer politischen Lösung des Konflikts muss auch der Wille zur Aussöhnung in der Bevölkerung dort lebendig werden, wo er durch die Ereignisse der letzten Wochen verschüttet wurde."
Viele der Partnerorganisationen wie kirchlichen Begegnungszentren, Schulen und Menschenrechtsorganisationen in Ramallah und Bethlehem sind während der Besatzung zerstört worden. Die Arbeit einfach fortzusetzen, ist kaum möglich. Andernorts gibt es Programme, die Mut machen und zeigen, dass es engagierte Gruppen in Israel und Palästina gibt, die nicht resignieren: Mit einer gemeinsamen Kampagne "Stoppt das Töten von Kindern" wollen die israelische Organisation B´Tselem und die palästinensische Organisation LAW in der Öffentlichkeit ein Zeichen gegen Gewalt und Terror setzen. 183 palästinensische und 46 israelische Kinder sind seit Ausbruch der 2. Intifada im September 2000 getötet worden.
B´Tselem - The Israeli Information Center for Human Rights in the Occupied Territories wurde vor 13 Jahren von Journalisten, Rechtsanwälten, Menschenrechtlern und Abgeordneten gegründet und kämpft seit einigen Wochen vor dem Obersten Gericht Israels für die Aufklärung von Folterungen politscher Häftlinge sowie für einen Stop der Folterungen. Die Organisation LAW (Palestinian Society for the Protection of Human Rights on the Environment) engagiert sich für den Schutz der Menschenrechte und berät Palästinenser in Rechtsfragen gegenüber den israelischen Behörden. Beide Organisationen hoffen, mit ihrer Arbeit darauf aufmerksam zu machen, welche Initiativen zur Konfliktbewältigung und Zusammenarbeit es innerhalb der Zivilgesellschaft gibt. Sie werben mit ihrer Aktion um Vertrauen und wollen ein Zeichen in der Bevölkerung setzen, dass ein gemeinsames Engagement möglich ist.
Seit einigen Wochen gibt es ein "Ökumenisches Begleitprogramm" in Israel und Palästina, an dem sich Freiwillige aus unterschiedlichsten Ländern beteiligen. Gegründet wurde das Programm vom Ökumenischen Rat der Kirchen (ÖRK) in Genf. Ziel ist es, Mitarbeitende kirchlicher und Nichtregierungsorganisationen in schwierigen Situationen zu unterstützen und zu begleiten, Menschenrechtsverletzungen zu dokumentieren und durch ihre Präsenz Schutz zu gewähren. Mit Hilfe des ÖRK wird auf dem Gelände des Jerusalemer Auguste-Viktoria-Krankenhauses ein Koordinierungsbüro eingerichtet, das die Freiwilligen aus Holland, Dänemark und Deutschland begleiten wird. Interessierte des Programms, das zwischen 3 und 12 Monaten dauert, können sich beim EED bewerben.