(Bonn, 10.05.2002) Internationale ökumenische WahlbeobachterInnen wollen gemeinsam mit lokalen Kräften sicherstellen, dass die Präsidentschafts- und Parlamentswahlen Mitte Mai im bürgerkriegsgeschüttelten Sierra Leone friedlich und fair verlaufen. Der Evangelische Entwicklungsdienst (EED) unterstützt dies im Rahmen seines Menschenrechts- und Wahlbeobachtungsprogramms.
In den 90er Jahren erlebte Sierra Leone, von der Weltöffentlichkeit wenig beachtet, einen der grausamsten Bürgerkriege im Kampf um Land, Diamanten und Gold. Im Krieg gegen die regierungstreuen Milizen hatten die Rebellen der Revolutionären Vereinigten Front (RUF) viele Jugendliche und Flüchtlinge aus dem Kriegsgebiet Liberia zwangsrekrutiert. Erst durch den Einsatz einer westafrikanischen Friedenstruppe und der Vereinten Nationen konnte Ende der 90er Jahre der Frieden stabilisiert werden. Die jetzigen Wahlen werden als entscheidender Wendepunkt in der politischen Lage bewertet, und sind ein Testfall, ob der Friedensprozess in Sierra Leone von Dauer ist.
Drei WahlbeobachterInnen aus Deutschland, vermittelt vom EED, sind jetzt in Sierra Leone vor Ort. "Der Krieg hat viele Wunden geschlagen", berichtet Birgit Heinloth, die von 1992 bis 1995 als Entwicklungshelferin in Sierra Leone gearbeitet hat. Sie hat erlebt, "wie stark der Wunsch nach einem Leben in Frieden, nach Neuanfang und Wiederaufbau in der Bevölkerung ist". Heinloth möchte als Wahlbeobachterin durch ihre Präsenz Solidarität mit den Menschen zeigen, die sich mit großem Ernst und voller Hoffnung für ein neues friedliches, demokratisches Sierra Leone einsetzen.
Heinz Berger war bereits internationaler Wahlbeobachter in anderen afrikanischen Ländern. Der pensionierte Journalist und Afrika-Referent hofft, dass es keine krassen Verstöße oder Manipulationen geben wird. Er wünscht sich, "dass die Wahlen nun erstmals in der rund 40jährigen Geschichte Sierra Leones gewaltfrei ausgehen und die Menschen in einem demokratischen System endlich in Frieden leben und arbeiten können."
Der Menschenrechts- und Wahlbeobachtung der Kirchen kommt bei diesen Wahlen eine wichtige Bedeutung zu. Der Kirchenrat in Sierra Leone, der den EED um die Vermittlung von Wahlbeobachtern gebeten hatte, setzt sich für die Verbesserung der sozialen, politischen und wirtschaftlichen Bedingungen in Sierra Leone ein, kooperiert dabei mit den nationalen Kommissionen für Entwaffnung und Demobilisierung sowie für den Wiederaufbau und arbeitet außerdem mit UNICEF und dem UN-Welternährungsprogramm zusammen.
Die Koordination des ökumenischen Wahlbeobachtungsprogramms hat der Weltkirchenrat (ÖRK) in Genf. Neben den deutschen Beteiligten werden auch Wahlbeobachter aus den Niederlanden, der Schweiz und den USA vor Ort sein. Überdies werden 400 lokale WahlbeobachterInnen in den 4 Provinzen des Landes erwartet.
Kontakt: Ilonka Boltze, EED-Pressereferentin, presse@eed.de, Tel. 0228-8101-2503