Siegburg/Bonn, 20.02.2002 Vertreter der Bundesregierung und der Bundesbank zeigten gestern im Gespräch mit kirchlichen Werken und Nichtregierungsorganisationen erstmalig eine Bereitschaft zur Anwendung eines fairen und transparenten Schiedsverfahrens für das hoch verschuldete Argentinien. Die aktuelle Schuldenkrise in dem südamerikanischen Land war Anlass zur Frage, ob die Bundesregierung die Forderungen vieler Nichtregierungsorganisationen nach einem fairen und transparenten Verfahren für überschuldete Entwicklungsländer übernimmt.
Bundestagsabgeordnete, Vertreter der Bundesbank, des Wirtschaftsministeriums sowie soziale und kirchliche Organisationen diskutierten auf der gestrigen Tagung "Argentinien - wer zahlt die Zeche?" gemeinsam mit Gästen aus Argentinien über die Situation des Landes und mögliche Auswege aus der Schuldenkrise. Veranstalter des Fachgesprächs waren der Evangelische Entwicklungsdienst, das ökumenische Institut SÜDWIND und der Lutherische Weltbund. Der EED-Vorstandsvorsitzende Dr. Konrad von Bonin betonte, dass die Solidarität mit den Menschen Argentiniens eine Aufgabe der internationalen Gläubigergemeinschaft sei. Er äußerte seine Hoffnung, dass die Verantwortlichen den Worten nun auch zügig Taten folgen lassen.
Pedro Morazán vom SÜDWIND-Institut stellte die soziale Lage der Menschen in Argentinien in den Vordergrund der Diskussion: "Die von den Gläubigern und hier vor allem vom IWF durchgesetzten Schuldenumwandlungen und -umstrukturierungen, Stützungsaktionen, Senkungen der Reallöhne und schließlich der direkte Zugriff auf die Bankkonten der Privathaushalte haben zu keiner Lösung geführt. Daher muss jetzt die Wiederherstellung der sozialen Sicherheit von ca. 14 Mio Argentiniern, die unter der Armutsgrenze leben, im Mittelpunkt eines fairen und transparenten Entschuldungsverfahrens stehen - und nicht die Interessen der Gläubiger oder des IWF."
Der argentinische Schuldenexperte Prof. Jorge Schvarzer von der Universität Buenos Aires hob die Notwendigkeit von Wachstum und Entwicklung in Argentinien hervor, damit in einem langfristigen Schuldenumstrukturierungsprozess die Zahlungsunfähigkeit des Landes wieder hergestellt werden kann. Das Finanzausschussmitglied Detlev v. Laarcher und der Bundesbankvertreter Dr. Hartenstein äußerten sich zustimmend, dass Umstrukturierung und Erlass von Auslandsschulden im Rahmen eines geordneten Verfahrens unabdingbar seien, um Argentinien einen Neuanfang zu ermöglichen.
Vertreter der Entschuldungskampagne "erlassjahr.de" begrüßten den angedeuteten Kurswechsel in der deutschen Politik. Sie forderten die Bundesregierung auf, sich für eine möglichst umgehende Verwirklichung des Verfahrens einzusetzen.
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- SÜDWIND e.V., Pedro Morazán, Tel: 02241-259 531, Fax: 02241-51308, Email: morazan.suedwind@t-online.de, Homepage: www.suedwind-institut.de
- Evangelischer Entwicklungsdienst e.V., Ilonka Boltze, Pressereferat, 0228-8101-2503,
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