(Rom/Bonn, 10. Juni 2002) Das Menschenrecht auf Nahrung soll die Grundlage im Kampf gegen den Hunger werden. Darauf einigten sich am Sonntag die Regierungsvertreter im Vorfeld des 4tägigen Gipfels der Welternährungsorganisation FAO in Rom. Am Samstag waren die Verhandlungen abgebrochen worden, da die USA den entsprechenden Passus der Abschiedserklärung boykottiert hatten. Die USA blockieren seit Jahren internationale Bemühungen, sozialen Menschenrechten denselben Stellenwert zu garantieren wie politischen Rechten. "Die Freiheit von Hunger ist Voraussetzung für ein Leben in Würde und deshalb ein fundamentales Menschenrecht. Dass dies heute erstmals von den USA anerkannt wird, ist Ergebnis der Arbeit von vielen engagierten Menschen in Nord und Süd", betont Rainer Engels von Germanwatch.
Viele Umwelt- und Entwicklungsorganisationen fordern seit dem Welternährungsgipfel 1996 einen Verhaltenskodex zum Recht auf Nahrung. In vielen Fällen sei nicht nur fehlender politischer Wille, sondern vor allem falsche Politik die Ursache von Hunger. Dies haben nun auch die Regierungen anerkannt. In den kommenden zwei Jahren sollen Richtlinien für die Umsetzung des Rechts auf Nahrung in die nationale Politik erarbeitet werden.
Ein Lob sprechen die Umwelt- und Entwicklungsorganisationen der deutschen Bundesregierung aus. "Es ist auch den intensiven Bemühungen der deutschen Delegation zu verdanken, dass viele Staaten sich verpflichtet haben, das Recht auf Nahrung zu stärken", so Bernhard Walter vom Evangelischen Entwicklungsdienst (EED). Die deutschen Umwelt- und Entwicklungsorganisationen erwarten von der Bundesregierung, dass sie sich federführend für die Erarbeitung dieser Richtlinien einsetzt. Dazu bieten die Nichtregierungsorganisationen ihre konstruktive Zusammenarbeit an.
Denn trotz allem sollte man diesen Teilerfolg nicht überbewerten: "Den Worten müssen Taten folgen. Die Bedeutung des Welternährungsgipfels kann nur an seiner Umsetzung gemessen werden", so Hildegard Hagemann von Justitia et Pax. Vor allem die Ausführungen zur Förderung der Biotechnologie und Ausgestaltung der Nahrungsmittelhilfe müssten kritisch gesehen werden. Hierbei hätten sich neben den USA auch einige Schwellenländer durchgesetzt.
Um die Zahl der Hungernden signifikant zu reduzieren, sind auch Fortschritte bei anderen Aufgabenfeldern notwendig: vor allem müssen die ländlichen Räume gestärkt, Agrarreformen in Entwicklungsländern durchgeführt und marktverzerrende Subventionen sowie Marktprotektionismus der Industrieländer im Agrarsektor abgebaut werden.
Kontakt auf dem Welternährungsgipfel:
Bernhard Walter, Evangelischer Entwicklungsdienst +49 (0)162 -69 57 80 6
Rainer Engels, Germanwatch +49 (0) 178 - 86 94 35 1