Sehr geehrte Damen und Herren,
1. Zu den Finanzen
Die Schaffung von gleichen Rechten und gleichen Lebensbedingungen für benachteiligte Menschen setzt qualifizierte Partner, engagierte Menschen, wirksame Programme, vor allem aber auch Finanztransfer voraus. Im Jahre 2001 standen dem EED 130,5 Mio. Euro zur Verfügung:
- Die Mitglieder des EED, die Landeskirchen der EKD, haben 45,3 Mio. Euro (34,7%) beigetragen;
- Der EED erhielt staatliche Zuschüsse insgesamt in Höhe von 79,2 Mio. Euro (60,7 %); davon vom BMZ über die EZE 76,5 Mio. Euro, über das Programm Zivile Friedensdienste 1,0 Mio. Euro und von der Europäische Union 1,7 Mio. Euro;
- Von unserer Schwesterorganisation Brot für die Welt erhielten wir mit 6,0 Mio. Euro (4,6%) Unterstützungshilfe für Personalvermittlungen und Personalprogramme.
Das Ergebnis gegenüber dem Jahr 2000 ist leicht zurückgegangen (7 Mio. Euro). Erfreulich ist jedoch dabei der Anstieg der Beiträge aus den Landeskirchen und der evangelischen Militärseelsorge für den kirchlichen Entwicklungsdienst um 1,7 Mio. Euro (3,6%).
Von den 130,5 Mio. Euro wurden mit
- 98,8 Mio. Euro (75,7%) Projekte und Programme in Entwicklungsländern,
- 13,4 Mio Euro (10,3 %) Personalprogramme und Stipendien,
- 7,7 Mio. Euro (5,9 %) Inlandsprogramme
gefördert. Die Programmkoordination und Projektbearbeitung erforderten einen Aufwand von 10,6 Mio. Euro (8,1%). Eine wesentliche Verschiebung dieser Anteile am Gesamtprogramm hat gegenüber dem Vorjahr nicht stattgefunden.
Im Jahre 2002 erwarten wir ein Ergebnis von 139 Mio. Euro. Das würde eine Steigerung um 8,5 Mio. Euro (6,5%) bedeuten. Seit gestern gibt es jedoch eine Haushaltssperre, deren konkrete Regelungen uns noch nicht bekannt sind. Wir wissen noch nicht, wie sie sich für den BMZ Haushalt und für den Kirchentitel auswirken wird. Wenn jedoch die Haushaltssperre die Projektarbeit in den Entwicklungsländern merklich einschränken würde, dann würden wir den dort Betroffenen die verlässliche Perspektive nehmen. In der internationalen Partnerschaft würde Vertrauen verloren gehen.
Hinter diesen durchaus beträchtlichen Zahlen steht die konsequente Strategie, in erster Linie die Armut in der Welt zu bekämpfen. Armut ist kein Naturgesetz. Mehr als eine Milliarde Menschen sind weltweit in ihren Überlebenschancen gefährdet und in ihrer Menschenwürde fundamental verletzt. Für diese Menschen annähernd gleiche Lebensbedingungen und Rechte zu schaffen, bedarf es erheblicher zusätzlicher Finanzen. Wir müssen dafür sorgen, dass ein Kind in Nepal, Bolivien oder Südafrika die gleichen Lebens- und Ausbildungschancen hat wie ein Kind aus Deutschland, Japan oder Kanada. Die beiden christlichen Kirchen haben sich mehrfach dafür eingesetzt, dass die Mittel des staatlichen Aktionsplans zur Halbierung der Armut bis zum Jahr 2015 erheblich gesteigert werden.
Der vom Bundeskabinett ins Parlament eingebrachte Entwicklungshaushalt für 2003 ist mit seiner bescheidenen Steigerung ein Schritt in die richtige Richtung. Es sind jedoch weit höhere finanzielle Steigerungen erforderlich, bis zumindest das bei der EU-Konferenz in Barcelona gesetzte Ziel von 0,33% des Bruttoinlandprodukts für die Entwicklungsarbeit bis 2006 erreicht wird. Die Erreichung des 0,7%-Ziels wurde bei der UN Konferenz zur Entwicklungsfinanzierung in Monterrey von den Regierungen wiederum bestätigt. Die daraus zu ziehenden Konsequenzen sind jedoch - noch - nicht sichtbar.
Wir sind sehr dankbar, dass die Bundesregierung die Arbeit der Kirchen und der Nichtregierungsorganisationen stärker fördern will. Unverständlich bleibt jedoch im Kabinettsentwurf, dass die Mittel für das Aktionsprogramm 2015 in ihrem Ansatz mit 40 Mio. Euro gegenüber 2002 konstant bleiben. Mit unserer Aktion "Pro 0,7" zusammen mit Misereor und Brot für die Welt versuchen wir, auf die zukünftige Haushaltsgestaltung zugunsten der Entwicklungsarbeit Einfluss zu nehmen. Der Erfolg wird sich nach den Wahlen zeigen.
2. EED und Brot für die Welt
Ich habe eingangs die stärkere finanzielle Verflechtung mit Brot für die Welt erwähnt. Auf der Synode der EKD im November 2001 in Amberg wurde beschlossen, dass EED und Brot für die Welt zu einem Werk verbunden werden sollen. Im ersten Schritt dahin wurde im Juni dieses Jahres eine Kooperationsvereinbarung geschlossen, die gemeinsame entwicklungspolitische Grundsätze und Strategien, gemeinsame Förderpolitik und Rahmenplanungen, gemeinsame Finanzierungen, Austausch in den Entscheidungsgremien, intensive gegenseitige Information und eine Kofinanzierung von Projekten des EED durch Brot für die Welt vorsieht. Diese Vereinbarung soll zügig umgesetzt werden. Im Jahre 2003 soll die Rechtsform für das neue Werk entschieden werden. Die Weichen für eine Konzentration der evangelischen Entwicklungsarbeit sind gestellt.
3. Weiterer Aufbau des EED
Vor einem Jahr ist der EED mit seinen Teilen: Dienste in Übersee, Planungs- und Grundsatzabteilung der AG KED, Sekretariat für Bildung und Publizistik (alle Stuttgart), Kirchlicher Entwicklungsdienst (Hannover), Ökumenisch-missionarischer Weltdienst (Hamburg), Evangelische Zentralstelle für Entwicklungshilfe (Bonn) in Bonn in einem Bürogebäude auf dem Hardtberg in der Ulrich-von-Hassell-Straße eingezogen. Der Neuaufbau ist verständlicherweise noch nicht abgeschlossen. Die Bilanz des ersten Jahres ist jedoch sehr positiv.
Gegen die Erwartung vieler ist der EED erstaunlich schnell eine feste, gewollte und geachtete Einrichtung der kirchlichen Entwicklungszusammenarbeit in Deutschland geworden:
- Es gibt eine vertrauensvolle Zusammenarbeit mit den verschiedenen Gremien der EKD und den Gliedkirchen.
- Wir haben gute Arbeitsbeziehungen zum Staat, besonders zum BMZ.
- Wir haben enge Kontakte und arbeiten an vielen gemeinsamen Projekten mit anderen nicht-staatlichen Organisationen und Solidaritätsgruppen.
- Wir sind ein Teil des Netzes der europäischen Hilfsorganisationen und sind eng verbunden mit dem Ökumenischen Rat der Kirchen, dem Lutherischen Weltbund und anderen Organisationen der weltweiten ökumenischen Bewegung.
- Auch für unsere internationalen Partner, die oft seit Jahrzehnten mit DÜ, der EZE, dem EMW verbunden waren, sind wir als EED jetzt das anerkannte und gewollte Gegenüber. Dazu war die Partnerkonsultation im vergangenen Jahr hier in Bonn ein wichtiger Schritt.
All dies war nicht selbstverständlich. Wir haben viel Unterstützung bekommen, nicht zuletzt haben sich die Mitarbeiter/innen für den Aufbau sehr engagiert.
Zur Zeit wird die Integration des Ökumenischen Studienwerks in Bochum vorbereitet. Die Überleitung soll zum 1. Januar 2003 erfolgen. Dadurch wird die Personalförderung durch ein eigenes Stipendienprogramm verstärkt werden.
Was die Organisationsentwicklung des EED betrifft, haben wir Grund, optimistisch zu sein. Die Aufgabe, vor der wir stehen, erinnert an den Sisyphus der griechischen Götterwelt. Als Christen leitet uns das "Prinzip Hoffnung" und deshalb sind wir trotz aller Schwierigkeiten, und Rückschläge, wie möglicherweise durch die Haushaltssperre engagiert bei der Arbeit.
Auch ich danke Ihnen für Ihre Aufmerksamkeit.