"Die Situation der Hungernden im südlichen Afrika sollte nicht missbraucht werden zur Auseinandersetzung um gentechnisch veränderte Nahrungsmittel". So äußert sich der Vorstandsvorsitzende des Evangelischen Entwicklungsdienstes (EED), Konrad von Bonin, angesichts der scharfen Kritik der US-Regierung gegenüber der Weigerung der Regierung von Sambia, eine Nahrungsmittelhilfe im Wert von 50 Mio. US-Dollar anzunehmen.
Die Kirche leistet in den vom Hunger bedrohten Staaten des südlichen Afrikas selbst Nothilfe. Trotz der großen Hungersnot zeigt der EED Verständnis für die Haltung der meisten ihrer örtlichen Partner, auf gentechnisch veränderten Mais zu verzichten. "Die Gründe sind politischer und fachlicher Art", sagt der EED-Welternährungsbeauftragte Rudolf Buntzel-Cano. "Man hat Angst vor den gesundheitlichen, ökologischen, wirtschaftlichen und politischen Folgen. Solange es Alternativen gibt, werden gentechnikfreie Nothilfekanäle vorgezogen."
Der Premierminister Mosambiks, dessen Land auch den US-Genmais ablehnte, trifft den Kern der Debatte: "Wenn man einmal angefangen hat, sich auf genetisch veränderte Pflanzen einzulassen, muss man auch mit ihnen weitermachen. Wir haben im Augenblick noch nicht den Entwicklungsstand, mit dieser high-tec Technologie umzugehen".
"Es ist schwierig, von Europa aus eine Bewertung vorzunehmen", so von Bonin. "Worauf wir aber bestehen müssen ist, dass die Länder Afrikas ihre eigene Entscheidungen fällen können. Die moralische Empörung durch unsere Medien und den politischen Druck durch die Amerikaner halte ich für unangebracht."
Afrika braucht klare Konzepte für seine langfristige Agrarentwicklung. Dazu gehört auch die Frage, welche Rolle die Gentechnik spielen soll. Gleichzeitig brauchen die Hungernden keine akademischen Diskussionen, sondern Nahrungsmittel. "Es würde selbst der US-Regierung nicht schwer fallen, auch gentechnisch nicht veränderten Mais für die Staaten, die sich hier in einer Zwickmühle befinden, zur Verfügung zu stellen. Ihre Weigerung, dies anzubieten, ist zynisch und ein untauglicher Versuch, ihre dogmatische Haltung, die Gentechnik zu verharmlosen, auf dem Rücken der Hungernden auszutragen", so Rudolf Buntzel-Cano.
Der EED ist der Meinung, dass auch die USA ihre Nahrungsmittelhilfe zunehmend auf die Gewährung von finanzielle Mittel umzustellen sollten, um es dann den Empfängerländern selbst zu überlassen, wo und von wem sie die benötigten Nahrungsmittel kaufen. Tansania und Kenia haben gestern Sambia angeboten, den Mais dort zu kaufen, der gentechnikfrei ist und den Nachbarländern dann Ansatz bieten würde; Indien hat Reis und Weizen angeboten. Es gibt Alternativen zu den US-Überschüssen.
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Bei Rückfragen bitte am EED-Empfang melden 0228-8101-0 für ein Gespräch mit Rudolf Buntzel-Cano oder dem EED-Vorstandsvorsitzenden Konrad von Bonin.