(Mumbai /Bombay, 21.01.04) Zum Ende des 4. Weltsozialforum im indischen Mumbai (Bombay) zieht die Delegation des Evangelischen Entwicklungsdienstes (EED) eine positive Bilanz. Der EED war im Rahmen der Vereinigung protestantischer Hilfswerke in Europa (APRODEV) beim Weltsozialforum vertreten und hat erfolgreich mit den indischen Partnerorganisationen in Workshops und Veranstaltungen zusammengearbeitet. Einen wichtigen Schritt voran bedeuteten die gemeinsamen Veranstaltungen zur wachsenden religiösen Intoleranz und zu wirtschaftlichen, sozialen und kulturellen Menschenrechten. Weiteres zentrales Thema eines Impuls-Workshops mit dem EED war die Frage, wie sich Mechanismen finden lassen, dass in dem weltweit wachsenden Tourismusmarkt Umwelt- und Sozialverträglichkeit mehr Berücksichtigung finden.
Der EED brachte Staatsministerin Kerstin Müller (Auswärtiges Amt) und MdB Ernst-Ulrich von Weizsäcker zusammen mit sozialen Initiativen, kirchlichen Einrichtungen und Menschenrechtsorganisationen aus Indien, Nepal, Bangladesh, Südafrika und Brasilien, die gegenüber den deutschen Vertretern ihre Sorge über die Auswirkungen der Globalisierung auf die Bevölkerung ihrer Länder schilderten. Die EED-Partner fordern mehr Unterstützung der Bundesregierung für die Menschenrechtsarbeit. Ein positives Ergebnis des Gesprächs ist die Bereitschaft der Staatsministerin Kerstin Müller, sich zukünftig stärker für konkrete Fälle von Menschenrechtsverletzungen, aber auch für die Rechte von Frauen und Kindern einzusetzen, die durch die Globalisierung in vielen Bereichen benachteiligt werden.
Wilfried Steen, Vorstandsmitglied und Leiter der EED-Delegation, bezeichnete das Weltsozialforum vom 17. bis 21. Januar als Fest der sozialen Bewegungen in Indien: "Das Weltsozialforum etabliert sich trotz mancher organisatorischer Schwächen als Ort für weltweite Vernetzung der sozialen Bewegungen. Damit geht ein Signal der Ermutigung an die Nichtregierungsorganisationen und Kirchen aus, sich weltweit massiv gegen Diskriminierung und soziale Ungerechtigkeit einzusetzen."
Steen hofft, dass das Weltsozialforum auch mehr Aufmerksamkeit für die Arbeit der indischen Nichtregierungsorganisationen und die Rechte der Armen bringen wird. In Indien leben allein 270 Millionen Menschen von weniger als einen Euro am Tag. Auf dem Weltsozialforum habe sich die Stärke der indischen Graswurzelorganisationen und sozialen Initiativen gezeigt, so Steen. Frauengruppen der Dalits (Unberührbare) und des Ureinwohnervolks der Adivasi hätten mit viel Engagement dieses Weltsozialforum mitgestaltet, indem sie ihre Forderungen mit viel Phantasie, Musik und Theater auf die Straßen von Bombay getragen haben.
Indische Vertreter der Nichtregierungsorganisationen wollen künftig einen jährlichen nationalen Armutsbericht bei den Vereinten Nationen vorlegen, um gegenüber der indischen Regierung mehr soziale Reformen zu erreichen.