(Berlin, 21.09.2004) Massive Menschenrechtsverletzungen an Nepals Zivilbevölkerung prangert Menschenrechtsexperte Kali Bahadur Rokaya aus Kathmandu an. Über 32.000 Menschen seien derzeit vor dem Konflikt zwischen der Armee des Königs und den Rebellen der Kommunistisch-Maoistischen Partei auf der Flucht, betonte der designierte Vorsitzende des nationalen nepalischen Christenrats auf einer Pressekonferenz am 21.09.2004 in Berlin. "Militärische Unterstützung, wie sie die USA, Großbritannien und Indien leisten, heizen den Konflikt zusätzlich an und verhindern, dass die Kriegsparteien an den Verhandlungstisch zurückkehren", so Rokaya.
Seit dem Rückzug der maoistischen Rebellen aus dem Parlament im Jahr 1996 schwelen die bewaffneten Konflikte in dem kleinen Himalaya-Land, einem der ärmsten Länder Asiens. Folter, Mord, willkürliche Verhaftungen und Verschleppungen bedeuten eine tägliche Bedrohung für die Bevölkerung. Seit 2002 regiert König Gyanendra in Alleinherrschaft. Gestützt vom regierungstreuen Militär löste er das Parlament auf. Die entmachteten Parteien verstärken seitdem den Druck, um ihrer Forderung nach einer Allparteien-Regierung mehr Gewicht zu verleihen. Hinzu kommen Übergriffe, in denen die Religion instrumentalisiert wird: Nach der Ermordung nepalesischer Geiseln im Irak wurden Muslime in Kathmandu Opfer von Ausschreitungen.
"Die Menschen in unserem Land wollen endlich Frieden", betonte Dr. Rokaya bei dem Pressegespräch, zu dem Gossner Mission und EED nach Berlin eingeladen hatten. So habe sich vor einem Jahr ein interreligiöses Friedenskomitee in Nepal gebildet. Dieses Komitee mahne nun die deutschen Kirchen und die deutsche Politik, Druck auf den nepalesischen König auszuüben, damit er sich zu Friedensverhandlungen unter UNO-Aufsicht bereit erkläre.
"Deutschland unterstützt Nepal mit enormen Mitteln. Es muss daher das Recht auf Einmischung einfordern und sich bei der internationalen Gemeinschaft dafür verwenden, dass eine politische Lösung gesucht wird und die Zivilgesellschaft nicht länger als Geisel der Konfliktparteien herhalten muss. Die Konfliktparteien müssen an einen gemeinsamen Tisch, um den Weg für Friedensverhandlungen zu ebnen - unter internationaler Aufsicht. Eine Voraussetzung dafür ist, dass die internationalen Waffenlieferungen gestoppt werden. Auch hier sollte die Bundesregierung ihren außenpolitischen Einfluß nutzen", sagte Dr. Rokaya, der in Berlin auch mit EKD-Ratspräsident Dr. Wolfgang Huber, mit Bundestagsabgeordneten und Vertretern des Auswärtigen Amtes zusammentraf
Kontakt: Jutta Klimmt, Gossner Mission, Tel. 030/24344 5753 oder klimmt.gossner@web.de