Pressemeldung

Jahrespressekonferenz des EED: Bundesregierung soll bilaterale Hilfe stärker fördern


EED betont angesichts der Wahlen in der Demokratischen Republik Kongo die Bedeutung langfristigen Entwicklungsengagements

(Bonn, 27.06.2006) "Wir freuen uns, dass die Entwicklungspolitik auch in der großen Koalition ihre eigenständige Rolle bewahrt hat. Dennoch wünschen wir uns, dass der Staat einen höheren Anteil seiner Mittel in die bilaterale Hilfe investiert als bisher", sagte EED-Vorstandsvorsitzender Konrad von Bonin bei der Jahrespressekonferenz des Evangelischen Entwicklungsdienstes in Bonn. "Durch die bilaterale Zusammenarbeit sind die Drähte zu den Empfängerländern kürzer und die finanziellen Mittel erreichen ihr Ziel eher". Zwar sei die multilaterale Unterstützung internationaler Organisationen richtig. Die Bürokratie sei allerdings oft so groß, dass wertvolle Arbeitskraft verbraucht werde, die effektiver genutzt werden könne, so Bonin.

Der EED würdigte bei seiner Jahrespressekonferenz besonders das Engagement seiner kirchlichen Partner. "Die Kirchen sind ausgezeichnete Träger für Entwicklung. Denn: Sie sind vor Ort verankert", sagte von Bonin. "Der EED arbeitet weltweit mit vielen kirchlichen Organisationen zusammen. Durch sie ist er in den Partnerländern sofort heimisch. Eine funktionierende Arbeitsumgebung, Kontakte zur Bevölkerung, Verständnis für die Kultur des Landes: All dies ist bei den Partnern des EED bereits vorhanden". Dies sei ein großer Vorteil gegenüber Organisationen, die sich erst mühsam eine Infrastruktur aufbauen müssten.

Der EED-Aufsichtsratsvorsitzende, Präses Nikolaus Schneider, betonte, dass die Zuwendungen der Landeskirchen an den kirchlichen Entwicklungsdienst trotz rückläufiger Kirchensteuern auf einem hohen Niveau bleiben müssten: "Trotz aller Probleme hier bei uns sind das Engagement für die Menschen im Süden und der Einsatz für eine gerechte Welt zentrale Aufgaben der Kirchen in Deutschland", so der Präses der Evangelischen Kirche im Rheinland.

Wichtiges Thema der Konferenz waren auch die bevorstehenden Wahlen in der Demokratischen Republik Kongo. "Die Wahlen sind wie das Pflanzen eines Mangobaums: Es wird viele Jahre dauern, bis diese Saat Früchte trägt. Wir Kongolesen kennen die Demokratie nicht und müssen sie erst lernen. Die Wahlen sind ein Muss, weil wir mit ihnen die ersten Samen der Demokratie sähen", zitierte von Bonin einen wichtigen kongolesischen Partner. Dennoch sind auch viele EED-Partner so kurz vor den Wahlen stark beunruhigt. Der Grund: Viele Ausländer verlassen den Kongo. "Die Kongolesen deuten diese ´Abwanderung` als Signal für befürchtete Unruhen nach den Wahlen", so von Bonin. "Die Aktivitäten in den Partnerprojekten laufen aber trotz der Irritationen wie geplant weiter. Es ist wichtig, in dieser instabilen Situation so viel Normalität wie möglich zu schaffen". "Mit den Wahlen wollen wir zeigen, dass nun endlich die Bevölkerung Herrin im Haus ist", sagte EED-Stipendiat Kirere Mathé, der für ein evangelisches Gesundheitszentrum im Ostkongo arbeitet. "Die Bevölkerung hofft auf verantwortungsbewusste Politiker, die sich endlich für die Bevölkerung einsetzen". Am Beispiel des öffentlichen Gesundheitssystems berichtete Mathé vom gesellschaftlichen Verfall im Kongo. "Patienten von Krankenhäusern müssen sich selbst die Arzneimittel beschaffen, mit denen sie behandelt werden", so der kongolesische Gesundheitsexperte, der momentan in Belgien seine Doktorarbeit schreibt. "Öffentliche Apotheken sind oft leer oder unvollständig ausgestattet. Die Patienten haben keine andere Wahl, als sich die Arzneimittel über den unkontrollierten und manchmal gefährlichen informellen Sektor zu verschaffen - wenn sie das Geld dazu haben".

Der EED arbeitet im Kongo vor allem mit den protestantischen Kirchen zusammen. Wichtige Schwerpunkte der kirchlichen Entwicklungsarbeit sind Bildung und Gesundheit. Von Bonin würdigte die wertvolle Arbeit kongolesischer Kirchen, Menschenrechtsgruppen und Selbsthilfeorganisationen. "Diese Gruppen haben in den vergangenen Jahren vor allem die fehlende staatliche Bildungs- und Gesundheitspolitik kompensiert", so von Bonin. "Sie werden wichtige Garanten für einen friedlichen Neuanfang im Kongo sein". Der EED-Vorstandsvorsitzende betonte, wie wichtig ein langfristiges Engagement im Kongo ist. "Mit 50 Mio. Euro - dem Betrag, den die Bundesregierung für den Militäreinsatz plant - könnten deutsche Entwicklungsorganisationen gemeinsam mit afrikanischen Partnerorganisationen ein langfristiges Programm zur Friedenssicherung starten". Der EED hat die Arbeit seiner kongolesischen Partnerorganisationen im vergangenen Jahr mit etwa 5,5 Millionen Euro gefördert.

Die gesamten Einnahmen des EED beliefen sich 2005 auf 147,7 Mio. Euro. Gegenüber 2004 war dies ein Zuwachs um 5,1 Mio. Euro. 97,0 Mio. Euro kamen aus staatlichen Mitteln und 43,8 Mio. Euro aus Kirchensteuermitteln. Der EED verwendete 39,6 Mio. Euro für Programme in Afrika, 29,3 Mio. Euro für Asien, 15,7 Mio. Euro für Lateinamerika und 7,5 Mio. Euro für Südosteuropa und den Kaukasus. 2005 unterstützte der EED 316 Projekte in Partnerregionen. Der regionale Schwerpunkt lag weiterhin in Afrika.


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