Pressemeldung

Kongo: Entwicklungsengagement wichtiger als kurze Militäreinsätze


Der Evangelische Entwicklungsdienst plädiert für eine dauerhafte Zusammenarbeit mit dem Kongo und ruft die Politik auf, sich an langfristigen entwicklungspolitischen Zielen zu orientieren.

 

(Bonn/Berlin, 10. Mai 2006). UN-Sicherheitsrat und Europäische Union haben beschlossen, die Wahlen in der Demokratischen Republik Kongo durch einen europäischen Militäreinsatz zu schützen. Viele EED-Partnerorganisationen im Kongo erhoffen sich von einer europäischen Militärpräsenz eine stabilisierende Wirkung und eine Stärkung der UN-Mission ’MONUC’. Doch: Die Erwartungen gehen über den Einsatz in Kinshasa hinaus. Mit der Entsendung deutscher Soldaten verbindet sich die Hoffnung auf eine länger anhaltende Präsenz europäischer Truppen - vor allem in den Regionen Kongos, in denen Menschen seit vielen Jahren unter dem Bürgerkrieg leiden.

 

"Es ist nicht zu erwarten, dass eine kurzfristige Militärpräsenz der Europäer über die Wahlen hinaus zu einer langfristigen Befriedung des Landes führt", sagte Konrad von Bonin, Vorstandsvorsitzender des EED. "Die gesellschaftlichen Konflikte und die Entwicklungsprobleme im Kongo lassen sich nur mit langem Atem, erheblichem Einsatz der Menschen vor Ort und dem staatlichen und zivilgesellschaftlichen Engagement des Nordens überwinden". Anders als andere Hilfswerke fordert der EED die Entsendung deutscher Truppen nicht.

 

Der EED und seine Partner leisten seit vielen Jahren wichtige Friedens- und Aufbauarbeiten im Kongo. In den Städten, Dörfern und in Krisengebieten kümmern sich Kirchen und Nichtregierungsorganisationen um Gesundheitsversorgung, Bildung, friedliche Konfliktlösung und die Integration ehemaliger Kindersoldaten.

 

Die Förderung von Jugendlichen ist für die protestantischen Kirchen ein entscheidender Schritt in Richtung Frieden und nachhaltiger Entwicklung. Schon heute unterrichten sie über 1,2 Millionen Mädchen und Jungen in Schulen, Hochschulen und Berufszentren. "Auch Wirtschaft und Politik in Europa sollten sich stärker als bisher für die Qualifizierung kongolesischer Fachkräfte engagieren", so Konrad von Bonin. "Frieden und Bildung sind die Fundamente für eine demokratische Gesellschaft. Und diese Fundamente können nur mit langfristiger entwicklungspolitischer Unterstützung und internationaler Rückendeckung entstehen".

 

Bereits heute gibt es in der Demokratischen Republik Kongo erste Rahmenbedingungen für eine positive Entwicklung: Die neue Verfassung bietet die Voraussetzung dafür, dass die Bevölkerung künftig auf lokaler Ebene über die politischen Geschicke entscheiden und vorhandene Ressourcen nutzen kann. Der Frieden mit den Nachbarländern öffnet ein Tor für die wirtschaftliche Zusammenarbeit in der Region der Großen Seen und der Atlantikanrainer.

 

Doch: Diese positiven Bedingungen könnten ausgehebelt werden. Denn der geplante Militäreinsatz der Europäer hat nicht primär humanitäre Gründe - auch wirtschaftliche Interessen spielen eine gewichtige Rolle. Die afrikanische Atlantikküste und das Kongobecken verfügen über wichtige Rohstoffe wie Öl, Gas, Holz und Mineralien. "Auf lange Sicht könnten die Menschen die potenziell reiche Kongoregion selbst entwickeln - wenn es ihnen gelänge, sich vor der Plünderung ihrer Ressourcen zu schützen", sagte Konrad von Bonin. "Europäische Politik und Wirtschaft sollten sich deshalb an den Bedürfnissen der Menschen und an langfristigen entwicklungspolitischen Zielen orientieren".

 


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