Bonn, Stuttgart 27.3.2007 Die Anwesenheit von Truppen der Afrikanischen Union in Somalia hat die Sicherheitslage für die Menschen in keiner Weise verbessert: sie ver-schlechtert sich drama-tisch. Durch die tagelangen, schweren Kämpfe in Mogadischu wurden Hunderte Menschen verletzt, Zehntausende sind nach Schätzung der Vereinten Nationen aus der Stadt geflohen und benötigen dringend humanitäre Hilfe. Wie viele Menschen getötet wurden, ist unklar.
„Wenn nicht sehr bald eine diplomatische Initiative allen politischen Gruppierungen in Somalia die Chance eröffnet, ihre Interessen am Verhandlungstisch einzubringen, läuft die Mission der Afrikanischen Union Gefahr, ähnlich wie die UN Mission in den 1990er Jahren zu einer weiteren Kriegspartei zu werden und am Ende Gewalt und Chaos zu vermehren “, erklärt Cornelia Füllkrug-Weitzel, Direktorin von „Brot für die Welt“ und Diakonie Katastrophenhilfe. „In diese Verhandlungen müssen vor allem die Ältesten der Klans und die religiösen Führer einbezogen werden“.
„In diesen Tagen feiern wir das 50-jährige Bestehen der Europäischen Union. Die EU ist ein eindrückliches Beispiel dafür, dass mit friedlichen Mitteln dauerhaft Zukunft geschaffen werden kann“ stellt Claudia Warning vom Vorstand des EED fest. Gerade der Erfolg der EU als Friedensprojekt müsse für die Bundesregierung Anlass sein, in ihrer Eigenschaft als Präsidentin der EU die Initiative zu ergreifen, damit endlich ein umfassender Verhandlungsprozess in Somalia beginnt. Die EU gehöre zu den wenigen internationalen Strukturen, die in Somalia noch allgemein hoch geschätzt werden.
„Die Menschen sind verzweifelt“ berichtet Helmut Hess, Leiter der Afrikagruppe bei „Brot für die Welt“, der täglich mit Vertretern lokaler Hilfsinitiativen Kontakt hält. „Eine derart brutale Kriegführung habe ich schon lange nicht mehr beobachtet. Wohngebiete werden von Truppen der Übergangsregierung und den sie unterstützenden äthiopischen Truppen unter klarer Miss-achtung des Völkerrechts gezielt mit schwerer Artillerie und Granaten beschossen. Wir versu-chen, den Menschen in der Stadt beizustehen, aber die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter der lokalen Organisationen sind extrem gefährdet.“
Auslöser des jüngsten Gewaltausbruchs ist nach Einschätzung von Experten, dass Präsident Abdullahi Yussuf damit begonnen hat, Schlüsselpositionen in den Organen der Übergangsregie-rung – unter anderem die Posten des Generalstabschefs der Armee, des Kommandeurs der nationalen Polizei und des Chefs der nationalen Sicherheitsbehörde – mit Gefolgsleuten aus dem eigenen Klan zu besetzen. Yussuf zementiere die Vorherrschaft der Darod und unterlaufe die in den Friedensverhandlungen 2004 vereinbarte Formel für die Beteiligung aller Klans an der Übergangsregierung, stellt ein lokaler Beobachter fest. Die Menschen in Somalia fürchteten, dass sich der Krieg regional ausweiten könne, wenn nicht rasch mit diplomatischen Mitteln Alternativen aufgezeigt würde.
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