Pressemeldung

Prestigeobjekte wichtiger als Hungerbekämpfung


Einsparungen aus Agraretat sollen Spitzentechnologie fördern

(Bonn / Stuttgart, 18.12.2007) „Brot für die Welt“ und der Evangelische

Entwicklungsdienst EED kritisieren die Umschichtung von Einsparungen beim Agraretat

2008 zugunsten des europäischen Forschungsprojektes Galileo. „Es ist ein Skandal,

dass das Geld völlig sachfremd und entgegen jeglicher Haushaltspolitik für

Spitzentechnologie anstatt für die Hungerbekämpfung ausgegeben wird“, so Bernhard

Walter, Agrarexperte bei „Brot für die Welt“.

 

Jahrelang hätten sich EED und „Brot für die

Welt“ dafür eingesetzt, die riesigen Agrarsubventionen wenigstens teilweise für die

Ernährungssicherung auf der Welt zu nutzen. Diese Forderung sei abgelehnt worden mit

der Begründung, das sei haushaltsrechtlich und politisch nicht machbar.

„Auf einmal ist es möglich, Geld zwischen Haushaltsposten zu verschieben, die keinen

inhaltlichen Bezug zueinander haben", bestätigt auch Rudolf Buntzel vom EED. Es sei zu

bedenken, dass es auch zu den Aufgaben der Agrarpolitik gehört, für die harmonische

Entwicklung der Weltagrarmärkte und die Sicherung der Welternährung zu sorgen. „Dafür wird

aber so gut wie nichts getan“, so Buntzel weiter. „Gerade jetzt, wo die hohen Agrarpreise viele

arme Leute und Länder vom Kauf von Nahrungsmitteln ausgeschlossen haben, also die

Aufstockung von Nahrungsmittelhilfe und ländlicher Entwicklungshilfe besonders nötig gewesen

wäre, gehen die Ersparnisse unserer Landwirtschaftssubventionen an Prestigeobjekte, statt an

die Hungerbeseitigung.“

 

Kurz vor Weihnachten tagt der EU-Agrarministerrat und beschließt den Agraretat 2008. Das

europäische Forschungsprojekt Galileo soll mit Hilfe der Einsparungen aus dem Agraretat 2007

finanziert werden. 1,6 Milliarden Euro würden vom Agrarhaushalt zugunsten eines Postens

„Wettbewerbsfähigkeit für Wachstum und Beschäftigung“ umgeschichtet. Die Einsparungen

kommen dadurch zustande, dass die Weltagrarpreise um 23 Prozent im letzten Jahr

angestiegen sind und die europäische Agrarunterstützung, die an die Preise gebunden war,

unnötig wurde.

 

Studien des Internationalen Agrarforschungsinstituts IFPRI aus Washington beklagen, dass im

letzten Jahr bei den hohen Weltmarktpreisen für Lebensmittel die Nahrungsmittelhilfe um 40

Prozent zurückgegangen ist und das niedrigste Niveau seit 1973 erreicht hat, obwohl die

Folgen der hohen Preise für die armen Menschen dramatisch waren. Jegliche Politik muss jetzt

darauf abzielen, dass die weltweit Ärmsten und hungrigen Menschen nicht angesichts der

Freude unserer Landwirtschaft über hohe Agrarpreise vergessen werden.

 

Für Rückfragen:

Bernhard Walter, Brot für die Welt, Tel. 0162/6101746

Rudolf Buntzel, EED, Tel. 030-20355-225


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