Der Dialog zwischen Regierung und Opposition soll in eine „Große Nationale Vereinbarung" münden, um die Lage in dem Andenstaat dauerhaft zu entspannen. Bischof Julio Murray, der Präsident des Lateinamerikanischen Kirchenrates CLAI (Consejo Latinoamericano de Iglesias) fordert anlässlich der Ermordung von 15 Bauern in der Amazonasprovinz Pando offene und ernsthafte Verhandlungen, um das von Unsicherheit und punktueller Gewalt begleitete politische Patt in Bolivien zu überwinden.
„Die menschenrechtswidrige Verfolgung von Bauern- und Indianerorganisationen durch gewaltbereite Gruppen der Opposition muss beendet werden", fordert Lorenzo Soliz, der Direktor des EED-Partners CIPCA (Centro de Investigación y Promoción del Campesinado).
Zeichen der Hoffnung - Raum für Verhandlungen
Sah es vor Kurzem noch so aus, als ob eine weitere Eskalation in Bolivien nicht zu vermeiden wäre, gibt es jetzt Zeichen für eine Atempause. Bischof Murray spricht von einem Licht der Hoffnung, weil sich nach dem Massaker in Porvenir die Regierung und Vertreter der Präfekten zusammengesetzt haben, um einen Rahmen für Verhandlungen festzulegen.
Die katholische Kirche und die dem CLAI angehörenden evangelischen Kirchen könnten bei der Vermittlung eine wichtige Rolle spielen. Das betont auch die EKD, die im August zwei Vertreter nach Bolivien geschickt hatte, um die CLAI-Delegation zur Beobachtung des Referendums zu begleiten. „Es ist von herausragender Wichtigkeit", so der Bischof für Auslandsarbeit und Ökumene der EKD Martin Schindehütte wörtlich, „dass nun die Brücken für einen substantiellen Dialog gespannt werden, der allein zu einem dauerhaften friedlichen Zusammenleben aller Bevölkerungsteile Boliviens in gerechter Teilhabe führen kann." Er ermutigte die mit der EKD verbundenen Partnerkirchen, auch weiterhin den notwendigen Versöhnungsprozess nach Kräften zu unterstützen.
Die Machtfrage als zentraler Hintergrund des Konflikts
Im Konflikt zwischen der Nationalregierung und der Opposition, die von den Präfekten von fünf der neun Provinzen des Landes angeführt wird, geht es vordergründig um die Verteilung der Einnahmen aus Gas- und Ölfeldern und eine veränderte Aufgabenteilung zwischen Nationalstaat und Provinzen. Dahinter steht eine zentrale Machtfrage: Soll und kann in Bolivien die bisherige regionale und vor allem soziale Ungleichheit zugunsten größerer Gerechtigkeit, insbesondere für die arme indigene Bevölkerung, verändert werden? Und: Wird dies friedlich und nach demokratischen Regeln entschieden?
Weitere Informationen zur Lage in Bolivien finden sich unter: http://www.eed.de/de.eed.news/de.news.913/index.html.