Die Angst vor Plünderungen durch Regierungssoldaten der kongolesischen Armee ließ die Einwohner von Goma am Mittwochnachmittag ihre Läden schließen. Einige hatten sich vorgenommen, diesmal nicht zuzulassen, dass das Konfliktgeschehen ihren Alltag einschränkt. Viele versuchten, aus der Stadt zu Verwandten aufs Land zu gelangen, ausländische Helfer und ruandische Staatsbürger flohen ins nahe gelegene Ruanda, der Grenzübergang war überlaufen. Auch EED-Beraterin Christiane Kayser und Fachkraft Désiree Zwanck sind diesen Weg von Goma nach Ruanda gegangen, um in Sicherheit zu sein.
„Die Menschen sind enttäuscht und verbittert, dass ihnen immer noch keiner Sicherheit bietet. Weder die kongolesische Armee noch die Friedenstruppe der Vereinten Nationen,“ berichtet Christiane Kayser. Die Friedenstruppe der Vereinten Nationen in der DRC (MONUC) steht auf Seiten der nationalen kongolesischen Armee, die nun von den Rebellen aus Goma zurückgedrängt wird. Die Rebellen haben, unter anderem im staatlichen Militärlager Rumangabo, Waffen und Munition erbeutet. Sie sind ein ernst zu nehmender Gegner für die Friedenstruppe der Vereinten Nationen. Verschiedene Quellen berichten, dass Truppen der ehemaligen Hutu-Milizen aus Ruanda auf Seiten der Regierungsarmee gegen die Tutsi-Rebellen unter Laurent Nkunda kämpfen.
Trotzdem arbeiten die Partnerorganisationen des EED in den Wirren des Konflikts weiter. In Workshops zur zivilen Konfliktbearbeitung und dem Schutz von Frauen vor Gewalt in Konflikten, erarbeiteten EED-Partnerorganisationen aus dem gesamten Kongo bis Dienstag Strategien, um den zahlreichen Konfliktlinien im Land konstruktiv begegnen zu können. Das „Interkulturelle POLE Institut“ in Goma versucht, gegen die Gerüchteküche und Panikmache zu arbeiten und verlässliche Informationen zu sammeln und zu verbreiten. Der EED-Partner „HEAL-Afrika“ hält sein Krankenhaus und seine Gesundheitsdienste in Goma geöffnet. Die Opfer von Übergriffen kongolesischer Soldaten der letzten Nacht werden dort behandelt.
„Wir müssen unsere Partner im Kongo ermutigen und unterstützen und für eine Verhandlungslösung der Konflikte eintreten“, sagt Rudolf Heinrichs-Drinhaus, Referent für Zentralafrika im EED. Der Schutz der Zivilbevölkerung sollte die Priorität aller am Konflikt beteiligten Parteien sein.