Von Angst und Panik hat die Organisation IDP Women´s Association Consent in Tiflis berichtet, die 1996 von Flüchtlingen aus Abchasien und Südossetien gegründet wurde. Vor allem viele Grenzorte waren Bombardements ausgesetzt und sind von Strom, Wasser und Lebensmittelversorgung abgeschnitten. Der Kontakt zu südossetischen Nichtregierungsorganisationen sei abgebrochen, die Lage dort ist nach Aussage der Flüchtlinge katastrophal.
„Mit dem Krieg erwarten unsere Partnerorganisationen über 40.000 neue Flüchtlinge, von denen viele ihre Familien und ihr Hab und Gut verloren haben“, berichtet Claudia Warning, Vorstand für Internationale Programme des Evangelischen Entwicklungsdienstes (EED). „Unsere Partnerorganisationen, die sich seit Jahren um Integration, Versöhnung, Ausbildung und Rechtsschutz bemühen, leisten unter Einsatz ihres Lebens nun Katastrophenhilfe. Sie verteilen Decken und Nahrungsmittel an Verletzte und Vertriebene in den bombardierten Städten“, berichtet Warning, die erst vor wenigen Wochen Georgien besucht hat.
Sie appelliert an die Bundesregierung, sich für eine dauerhafte Lösung des Konflikts einzusetzen und nicht zuzulassen, dass die Bevölkerung in der krisengeschüttelten Region weiter zwischen den geostrategischen Interessen der Konfliktparteien zerrieben wird.
Hintergrund
Seit zehn Jahren engagiert sich der EED durch die Unterstützung von Partnerorganisationen in Georgien, Aserbaidschan und Armenien für Menschen, die aufgrund der zahlreichen Konflikte in der Region ihre Heimatorte verlassen mussten. Viele von ihnen leben seit mehr als 15 Jahren in Notunterkünften wie Containern oder ehemaligen öffentlichen Gebäuden auf engstem Raum zusammen. Meist haben sie keine Perspektive auf Integration an ihren Aufenthaltsorten oder auf Rückkehr in ihre Heimat.
Rund 800.000 Binnenvertriebene und 400.000 Flüchtlinge zählt das Internal Displacement Monitoring Centre (IDMC) im Südkaukasus (Georgien, Aserbaidschan und Armenien); allein in Georgien gelten seit Beginn der Konflikte um Südossetien und Abchasien Anfang der neunziger Jahre mindestens 300.000 Menschen als so genannte IDP - Internally Displaced Persons. Nur wenige wagten in den letzten Jahren die Rückkehr in ihre Heimatorte, aus denen sie jetzt erneut vertrieben werden.