(Rom, 05.06.2008) Die FAO-Konferenz in Rom hat nach Ansicht der evangelischen Entwicklungswerke "Brot für die Welt" und Evangelischer Entwicklungsdienst (eed) sowie der Menschenrechtsorganisation FIAN ihr Ziel verfehlt. Klimawandel und Agrarkraftstoffe in ihrer Auswirkung auf die Welternährung anzugehen, ist an der Uneinigkeit der Staaten gescheitert, betonen sie. Das Ergebnis der dreitägigen Konferenz der UN-Organisation für Ernährung und Landwirtschaft ist nicht mehr als eine kurze Erklärung, die angesichts des ungelösten Hungerproblems in skandalöser Weise hinter den Erfordernissen zurückbleibt, kritisieren die Organisationen.
Außerdem bemängeln sie, dass die auf der Konferenz präsentierten UN-Vorschläge zur Hungerkrise nicht öffentlich diskutiert wurden. 3.500 Regierungsbeamte, 40 Regierungschefs, 80 Minister, Abgeordnete und Industrievertreter haben gerade einmal drei Tage über die Preisexplosion auf den Agrarmärkten und den Hunger in der Welt diskutiert. "Eine weitere vertane Chance, den dringend notwendigen Wandel in den Weltagrarbeziehungen einzuleiten", beurteilt Rudolf Buntzel vom Evangelischen Entwicklungsdienst das Ergebnis.
"Die FAO konnte nicht beantworten, was getan werden muss, damit Klimawandel und Agrarkraftstoffe die Hungerkrise nicht noch weiter verschärfen", sagt Thomas Hirsch von "Brot für die Welt". "Anstatt den angereisten Kleinbauern, Fischern und Hirten zuzuhören, was sie zu diesem Thema zu sagen haben, hat man sie und ihre Expertise während der Konferenz weitgehend ignoriert und stattdessen der Agrarindustrie breiten Raum geboten", so Hirsch.
Besorgt zeigen sich die Nichtregierungsorganisationen auch über die entgangene Chance, die Vorschläge der neuen UN-Arbeitsgruppe zur Hungerkrise, die UN-Generalsekretär Ban Ki-moon auf dem Gipfel vorgestellt hat, mit Regierungsvertretern und Experten öffentlich zu diskutieren. Während der Plan erfreulicherweise die Förderung von benachteiligten ländlichen Prozenten ins Zentrum rückt, enthält er anderseits alte Rezepte, die nicht mithelfen, Hunger zu reduzieren. So fordert Ban Ki-moon die Öffnung der Märkte des Südens, die Subventionierung von Importen mit Entwicklungsgeldern, die Privatisierung von Getreidespeichern und eine neue Grüne Revolution, obwohl die umfassende Marktöffnung und ein zu großes Vertrauen in technische Lösungen die Hungerkrise mit verursacht haben.
"Der Aktionsplan, den Ban Ki-Moon vorschlägt, ist alles, nur kein sicheres Rezept gegen den Hunger", warnt Armin Paasch von FIAN. Dass er nicht öffentlich diskutiert wurde, sei unverständlich. "Damit droht eine gefährliche Entdemokratisierung der internationalen Agrarpolitik. Dabei wäre genau das Gegenteil dringend erforderlich, um das Menschenrecht auf Nahrung von marginalisierten Kleinbauern, Landlosen und Indigenen umzusetzen", so Paasch.
Für weitere Informationen und Interviewwünsche in Rom:
Rudolf Buntzel, EED, 0175-5642081, rudolf.buntzel@eed.de
Thomas Hirsch, Brot für die Welt, 0171-5217719, t.hirsch@brot-fuer-die-welt.de
Armin Paasch, FIAN, 0176-22630755, apaasch@yahoo.de