Pressemeldung

Landwirtschaft muss wieder lokal werden


Der EED begrüßt die Ergebnisse des Weltagrarberichtes (International Assessment of Agricultural Science and Technology for Development/IAASTD), der von 400 Wissenschaftlern und Regierungsvertretern erstellt wurde, um eine zukunftsfähige Agrarentwicklung auf der Welt zu bewerten. Der von 60 Staaten unterzeichnete Abschlussbericht ist das Ergebniss eines dreijährigen zwischenstaatlichen Prozesses und stellt den aktuellen internationalen wissenschaftlichen Konsens zu Agrarfragen dar.

„Trotz der Aufweichungsversuche durch die USA und die Vertreter der Agrarchemieindustrie hat das Gremium die dringend erforderliche Kehrtwende in der Landwirtschaftspolitik eingeläutet“, so Dr. Rudolf Buntzel, Beauftragter für Welternährungsfragen des Evangelischen Entwicklungsdiensts. „Die Ergebnisse kommen gerade zur rechten Zeit. Die Hungeraufstände in Ägypten, Kamerun und Haiti haben der Welt vor Augen geführt, dass die Armen vom technischen Fortschritt bei der Nahrungsmittelproduktion wenig hatten.“

 

Der EED stellt fest:

- Das Hungerproblem wird nicht dadurch gelöst, dass die Landwirtschaft um jeden Preis modernisiert wird. Wegweisend ist vielmehr eine Agrarentwicklung, die Landwirtschaft in den vielfältigsten Formen auf der Welt berücksichtigt. Um arme Bauern, die 70 Prozent aller Hungernden ausmachen, am Fortschritt teilhaben zu lassen, muss Landwirtschaft standortgerecht sein und die lokalen Märkte erschließen.

- Die Liberalisierung der Nahrungsmittelmärkte hat die Landwirte der armen Länder in den Ruin getrieben. Es wurde nur die Macht der Brotkörbe dieser Welt gestärkt - die der Prärien Nord- und Südamerikas und der ackerbaulich günstigen Gebiete Europas. Das rächt sich jetzt, da die Weltmarktpreise plötzlich auf ungeahnte Höhen gestiegen sind. Die importierten Nahrungsmittel sind für die Armen unerschwinglich geworden.

 

Der neue internationale wissenschaftliche Konsens stellt jetzt zu Recht global einheitliche Lösungen für Technik und den ungehinderten Agrarhandel in Frage.

 

„Der EED fühlt sich in seiner Konzeption der ländlichen Entwicklungsarbeit bestätigt“, so Buntzel. „Wir haben immer auf die Fähigkeiten der Bauern, auf die Verbesserung ihrer traditionellen Methoden und ihrer eigenen Kultursorten gesetzt. Wir vertrauen nicht auf Agrarchemie, Laborwissenschaften und Gentechnik. Außerdem stehen wir für die nationale Selbstversorgung der armen Länder mit Grundnahrungsmitteln ein, statt Bauern darauf zu orientieren, für den Weltmarkt zu produzieren und die Lebensmittel zu importieren.“

 

Gerade in Afrika ist eine Agrarwende notwendig. Die Menschen dort müssen ermutigt und befähigt werden, mit eigenen Mitteln und Können ihre Erträge zu steigern. Landwirtschaft muss sich auch bei den Bauern in Entwicklungsländern wieder lohnen. Die weltweiten Preissteigerungen für Nahrungsmittel kommen nur bei ihnen an, wenn die Zuwächse nicht gleich wieder durch höhere Betriebsmittelkosten aufgezehrt werden und wenn die Märkte wieder lokal bedient werden.


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Kleinbäuerin Claudine Hashazinyange mit Avocados vom Baum ihres Schwiegervaters.

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