Pressemeldung

Nahrungsmittelkrise auf dem G8-Treffen


(Bonn, 08.07.2008) Nicht nur mehr, sondern auch bessere Hilfe – die Chance einer neuen Weichenstellung nicht verpassen.

Wenn heute in Toyako auf der japanischen Insel Hokkaido die Regierungschefs der G8-Staaten ihr Treffen mit Beratungen zu der Welternährungskrise beginnen, sind gerade 85 Tage seit dem spektakulären Hungeraufstand in Haiti vergangen. Jetzt ist der Hunger auf der Welt zum Glück auf der Tagesordnung der hohen Politik.

Der EED hat in einem Brief an die Bundesregierung zusammen mit Brot für die Welt, Misereor, Germanwatch und FIAN das neu entdeckte Engagement der Bundesregierung für die Welternährungskrise begrüßt. Die zugesagten  477 Millionen Euro Deutschlands für die Hungerbekämpfung, die eine Milliarde durch die britische Regierung und rund eine Milliarde Euro durch die EU sind große Schritte. Wenn auch andere Geber ihre Versprechungen einhalten, wird viel Geld zusammen kommen.

Der EED fordert die G8 auf, es nicht nur bei mehr Geld für die gleichen alten Rezepte zu belassen. Die Krise und die Bereitschaft, jetzt etwas zu tun, muss genutzt werden, um Weichen für eine zukunftsorientierte Weltagrarentwicklung neu zu stellen. Unter anderem sollten folgende Punkte berücksichtigt werden:

  1. Statt Düngermittel, Pflanzenschutzmittel, modernes Saatgut und Bewässerung als großen Wurf zu proklamieren, sollte die Bodenpflege und –verbesserung Schwerpunkt zur Ertragssteigerung werden.  „Nicht von der Pflanze her denken, sondern von den Böden“, sagt Rudolf Buntzel, Welternährungsbeauftragte des EED, und beruft sich dabei auf den gerade erschienenen umfassenden Bericht IAASTD von 400 Agrarwissenschaftlern zur Zukunft der Landwirtschaft in den Entwicklungsländern.
  2. Frau Merkel hat vor ihrer Abreise zum G8-Treffen bekundet, dass sie die Gentechnik in armen Ländern unterstützen will. Der EED bedauert diese Feststellung, denn wir meinen, dass die Gentechnik zu teuer, zu risikoreich und ein leeres Versprechen ist. Es gibt erprobte bessere Wege, um die Erträge in der kleinbäuerlichen tropischen Landwirtschaft  zu steigern.
  3. Viele Millionen EURO mehr für Agrarforschung ist gut; aber für welche Art der Forschung? Der EED fordert eine enge Zusammenarbeit der Wissenschaftler mit den Kleinbauern. “Die Forscher müssen sich auf dem Feld der Probleme der Bauern, so wie die sie sehen, annehmen und ihren Elfenbeinturm und ihre Labors verlassen“, so Buntzel.
  4. Der EED sieht mit Sorge die einhellige Ablehnung von Exportbeschränkungen durch alle G-8 Länder und auch durch die internationalen Organisationen. „Regierungen sind zunächst für das Wohl ihrer eigenen Bevölkerung zuständig. Es ist absolut verständlich, dass arme Länder zunächst ihre Nahrungsmittel für sich behalten wollen, statt sie in Zeiten der Knappheit zu exportieren“, so Francisco Mari, Berater des EED. „Hier bedarf es allenfalls einer differenzierten Regelung um zu verhindern, dass arme Importländer nicht von ihren Versorgungsquellen abgeschnitten werden.“
  5. Die Idee, eine globale strategische Getreidereserve anzulegen, ist nach Meinung des EED wenig wirksam. „Vorrang müssen kleine Getreidebank auf lokaler Ebene zur örtlichen Ernährungssicherung unter Kontrolle der Bevölkerung vor Ort haben“, so Welternährungsexperte Buntzel.
  6. Der EED ersucht die G-8, einen „Globalen Fond für Ernährungssicherung“ einzurichten, der die Aktivitäten und Gelder bündelt, die den Empfehlungen der „Hochrangigen Task Force zur Globalen Nahrungsmittelkrise“ – eingesetzt vom Generalsekretär der UNO, Ban-Ki-moon – folgen wollen. Dieser Fond soll in Anlehnung an den „Globalen Fond zur Bekämpfung von AIDS, Tuberkulose und Malaria“ in seiner globalen und nationalen Entscheidungsbildung auch Vertreter der Zivilgesellschaft einschließen und neben der Mittelvergabe an Regierungen auch Projektanträge von Nichtregierungsorganisationen zulassen.

 


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Kleinbäuerin Claudine Hashazinyange mit Avocados vom Baum ihres Schwiegervaters.

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