Pressemeldung

Ost-Kongo-Konflikt: Mehr Frauen werden Opfer von Vergewaltigungen


(Bonn, 21.11.2008) Das alltägliche Leben in Goma ist wieder normaler geworden. Die Läden haben geöffnet und viele Familien, die nach Ruanda geflohen waren, sind in die Stadt im östlichen Kongo zurückgekehrt. Das Leben vieler Frauen in der Region wird jedoch nie mehr normal werden. Im Krankenhaus der EED-Partnerorganisation HEAL Africa wurde vor dem Konflikt täglich durchschnittlich eine vergewaltigte Frau eingeliefert. Seit der Konflikt begonnen hat, sind es jeden Tag vier bis fünf.

Gewalt gegen Frauen ist in dem zentralafrikanischen Land ein großes Problem. Lyn Lusi von HEAL Africa spricht vom fehlenden Respekt für Frauen in der ostkongolesischen Gesellschaft als einer der Hauptursachen. „Es muss darum gehen, die in der Gesellschaft verankerte Verachtung für Frauen zu bekämpfen. Mittlerweile sind, begünstigt durch das Chaos des Konflikts, ein großer Teil der Vergewaltiger Zivilisten“, sagt Christiane Kayser, die Koordinatorin des EED-Programms zum Zivilen Friedensdienst im Kongo. Vergewaltigte Frauen werden auch nach der Rückkehr in ihre Dörfer stigmatisiert und ausgegrenzt. Oft leben sie am Rande der Gesellschaft und werden häufig erneut Opfer von sexualisierter Gewalt.

 

Das Krankenhaus von HEAL Africa ist inzwischen spezialisiert auf die schwerwiegenden Verletzungen, die Frauen und Mädchen als Folge von Kriegsvergewaltigungen erleiden. HEAL ist für sie der einzige Ort in der gesamten Provinz Nord-Kivu, an dem sie medizinische Hilfe und Schutz finden können.

 

Um das Bild von Frauen innerhalb der kongolesischen Gesellschaft zu verbessern und Frauen in ihrem täglichen Leben zu unterstützen, bietet HEAL Africa zahlreiche Programme an. Das Programm für „Gender and Justice“ wendet sich an Frauen, die vergewaltigt wurden, von HIV-Aids betroffen oder verwitwet sind. Durch Netzwerke von 150 Hauptamtlichen Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern sowie 300 Freiwilligen in den Dörfern, erhalten Frauen nach einer Vergewaltigung antiretrovirale Medikamente, psychologischen Beistand sowie die chirurgische Behandlung schwerer innerer Verletzungen. Kleinkredite helfen ihnen dabei, sich eine eigene Existenz aufzubauen, Unterricht in Lesen und Schreiben lassen sie mündiger werden.

 

Aber mit der Stärkung der Frauen allein ist es nicht getan. Die Männer werden in die Arbeit von HEAL Africa einbezogen. Miarbeiterinnen und Mitarbeiter der Organisation vermitteln in familiären Konflikten und denken gemeinsam mit Männern über ihre Rolle als Mann und Ehepartner nach. Auch männliche Opfer sexueller Gewalt werden medizinisch und psychologisch betreut.

 

Die lokale Nichtregierungsorganisation hat ihren Hauptsitz in Goma. HEAL Africa wurde 1993 von dem kongolesischen Chirurg Jo Lusi und seiner britischen Ehefrau Lyn Lusi gegründet.

 


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