Pressemeldung

UN-Konferenz über die Finanzierung der Entwicklung in Doha: politischer Einigungswille gesucht


(Doha, 29.11.2008) Die in der Gruppe der 77 zusammengefassten Entwicklungsländer kämpfen mit den Industrieländern um mehr Entwicklungshilfe und günstigere Welthandels- und Finanzstrukturen. Gemeinsam mit den UN bestreiten sie den G20, den 20 wichtigsten Wirtschaftsnationen der Welt, das Recht, Fragen des globalen Finanzsystems unter sich zu regeln.

Vom 29.11. bis 2.12. findet in Doha, im Emirat Katar, die zweite UN-Konferenz über Entwicklungsfinanzierung statt. An der viertägigen Konferenz nehmen alle 192 Staaten der Vereinten Nationen teil. Die in der Gruppe der 77 zusammengefassten Entwicklungsländer kämpfen mit den Industrieländern um mehr Entwicklungshilfe und günstigere Welthandels- und Finanzstrukturen. Gemeinsam mit den UN bestreiten sie den G20, den 20 wichtigsten Wirtschaftsnationen der Welt, das Recht, Fragen des globalen Finanzsystems unter sich zu regeln.

Wilfried Steen, Vorstand des Evangelischen Entwicklungsdienstes und vor Ort in Doha sagt: „Diese Konferenz will die Regeln des globalen Finanzsystems verändern und die etwa 500 Milliarden US-Dollar großen illegalen  Wert-Transfers aus dem Süden in den Norden unterbinden. Zum Einen wird viel Fluchtkapital verschoben. Zum Anderen ergeben sich die Transfers daraus, dass große Konzerne Steuerzahlungen vermeiden und hinterziehen, indem sie dort ihre Steuern entrichten, wo am wenigsten gefordert wird“, betont Steen.

Unter den 250 Akteuren der Zivilgesellschaft aus aller Welt, die die Konferenz begleiten, ist auch der Weltkirchenrat und der Evangelische Entwicklungsdienst. Sie gehen davon aus, dass die Entwicklungsländer von der Finanzkrise noch härter getroffen werden, als entwickelte Länder mit ausdifferenzierten Wirtschaftsstrukturen. Peter Lanzet, Experte für Fragen der Entwicklungsfinanzierung des EED fügt hinzu: „Die G8 haben beim Finanzgipfel der G 20 in Washington am 15. November die Verantwortung für die Finanzkrise übernommen. Sie werden in den Augen der Welt als Heuchler dastehen, wenn sie diese Transfers nicht stoppen. Sie müssen Regeln aufstellen, die bewirken, dass die Steuern im Land der Produktion veranlagt werden und müssen Transparenzregeln für Steueroasen durchsetzen“.

Steen ergänzt: „Die Regierungen fühlten sich vom Wohlwollen der öffentlichen Meinung getragen, als sie weltweit über 5 Billionen US-Dollar zur Rettung des Bankensystems der Industrieländer bereitstellten. Nur etwa zwei Prozent dieser Summe würden genügen, um einer Milliarde Menschen die Chance zu einem Leben ohne Armut und Unsicherheit zu ermöglichen. Dazu fehlt der ebenso der politische Wille, wie dazu, dass auf Basis der Vereinten Nationen ein stabiles internationales Finanzsystem geschaffen wird“.

Weitere Informationen:
Wilfried Steen, Tel.:  01707606219
Peter Lanzet  Tel.: 0170 81 31 191


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