„In Ghana ist die Hähnchenproduktion wegen der Billigimporte von gefrorenen europäischen Hähnchenteilen fast gänzlich ausradiert. Ein großer Teil davon kommt aus Europa“, sagt Kenneth Quartey vom ghanaischen Geflügelverband. Er kam zur Messe, um mit den führenden Vertretern der Geflügelindustrie darüber zu reden, wie Afrika sich vor den Importfluten schützen kann.
Nicht nur für die Wirtschaft, sondern auch für die Gesundheit der Bevölkerungen in Afrika sind gefrorene Hähnchenteile aus Europa eine Gefahr: „Die importierten tiefgefrorenen Fleischteile sind eine Bedrohung, denn unsere Importeure und Händler verfügen über keine geschlossene Kühlkette“, sagt Tilder Kumichii von der kamerunischen Bürgerbewegung ACDIC.
Jean Paul Fouda von dem Berufsverband der Hühnerwirtschaft aus Kamerun will einen potentiellen Investor auf der Fachmesse finden. „Noch immer müssen wir unsere Hühner lebendig vermarkten. Um erfolgreich gegen die Importe zu konkurrieren, müssen wir in der Lage sein, unseren Verbrauchern kleinere Fleischportionen anzubieten. Nicht alle können sich ein ganzes Huhn leisten. Dazu brauchen wir professionelle Schlachtmöglichkeiten mit Zerlegungstechnik.“
Hühnerhaltung ist für den Lebensunterhalt zahlreicher afrikanischer Gesellschaften sehr bedeutsam. „80 Prozent der Haushalte auf dem Land halten Hühner“, erklärt Pauline Kariuki vom kenianischen Geflügelverband. Wenn diese Lebensgrundlage durch Billigimporte aus Europa gefährdet wird, hat die europäische Geflügelwirtschaft dafür eine Mitverantwortung.
„Es ist schwer zu akzeptieren, dass die europäische Geflügelwirtschaft jede Verantwortung leugnet und sich einem offenen Dialog entzieht“, sagt Francisco Mari, Agrarexperte des Evangelischen Entwicklungsdienstes (EED). Die afrikanischen Vertreter auf der Messe erwarten eine größere Unterstützung durch die europäischen Berufskollegen, um bessere Schutzmaßnahmen gegen die Importfluten zu erreichen.