Pressemeldung

Walter Altmann: Wille zur kirchlichen Einheit steigt


Der Moderator des Ökumenischen Rates der Kirchen, Walter Altmann, hat bei seinem Besuch beim Evangelischen Entwicklungsdienst zum verstärkten Gebet für die Einheit der Christen aufgerufen und für einen differenzierten Umgang mit der Pfingstbewegung und evangelikalen Kirchen geworben.

(Bonn, 27.2.2008). Altmann ist der ranghöchste Repräsentant des Ökumenischen Rates der Kirchen (ÖRK) und zugleich Präsident der Evangelischen Kirche lutherischen Bekenntnisses in Brasilien. Der brasilianische Theologe warb für ein integriertes Verständnis des christlichen Zeugnisses und die sichtbare Einheit der Kirchen.

Walter Altmann wies darauf hin, dass die pfingstkirchlichen Bewegungen einen wachsenden Zuspruch fänden – auch unter bisherigen Mitgliedern der katholischen und evangelischen Kirchen. „Der Begriff Einheit gewinnt für die Kirchen, die nicht dem ÖRK angehören, in letzter Zeit an Bedeutung.“ Altmann begründete dies mit Hinweis auf das theologische Selbstverständnis der Pfingstkirchen, die sich zu den protestantischen Kirchen zählen. In seinem Heimatland studierten zunehmend auch junge Pfingstpastoren an der methodistischen und lutherischen theologischen Hochschule. Sie erhielten dort eine klassische theologische Ausbildung und könnten zukünftig den innerprotestantischen Dialog voranbringen. „Die historischen Kirchen können ihrerseits von den Pfingstkirchen sehr viel lernen, denn sie bieten der persönlichen Erfahrung viel Raum.“ Die Emotionalität der Gottesdienste entspräche den Empfindungen der Bevölkerung.

In Hinblick auf das 500-jährige Jubiläum der Reformation 2017 erhoffte er sich einen starken Impuls für die kirchliche Einheit. Sicherlich seien bis dahin noch viele wechselseitige Ressentiments zu überwinden. In seiner Analyse unterschied Altmann zwischen den Pfingstkirchen der ersten Welle und den jüngst entstandenen neopentecostalen Kirchen, die eine Theologie des sozialen Aufstiegs und Wohlstands predigten. Mit ihnen sei eine praktische Zusammenarbeit nur schwer denkbar, da sie sich dem Dienst in der Gesellschaft verweigerten.

In Hinblick auf die Entwicklungsarbeit seiner eigenen Kirche mit Kleinbauern im Süden Brasiliens unterstrich er deren Bedeutung für die Versorgung der rasch wachsenden Städte mit gesunden Nahrungsmitteln. „Wir überschreiten bei der Unterstützung der vielen Landlosen die Grenzen der eigenen Kirche und machen keinen Unterschied, ob jemand katholisch, lutherisch oder sonst einer Kirche angehört. Wir wollen, dass die Agrarfrage gelöst wird. Unsere Entwicklungsarbeit ist Ausdruck des christlichen Glaubens. Dies wird von den Menschen auch so erfahren, wenn sie gemeinsam Gottesdienst feiern.“

Im Gespräch mit dem EED wurde von beiden Seiten eine aktive Rolle des ÖRK beim weiteren Aufbau von ACT Development bekräftigt. ACT Development ist der neue ökumenische Zusammenschluss von Hilfswerken aus Industrie- und Entwicklungsländern, der erst im Februar 2007 gegründet worden ist. „Mit ACT Development verfügt die ökumenische Bewegung über ein aussichtsreiches Instrument der Solidarität und praktischen Zusammenarbeit“, sagte Tim Kuschnerus vom EED.


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