„Es inakzeptabel, dass Entwicklungsländern durch die Steuer- und Kapitalfluchtpraktiken großer Firmen 900 Mrd. US-Dollar entgehen und sie im Gegenzug von der OECD nur ca. 100 Milliarden Dollar Entwicklungshilfe erhalten“, kritisierte EED-Vorstand Wilfried Steen. Außerdem würden Billionen zur Stabilisierung des internationalen Finanzsystems eingesetzt. „Mit dem Geld wäre es möglich, allen Menschen dieser Erde Zugang zu sauberem Wasser und Grundnahrungsmitteln zu verschaffen, alle Aidskranken angemessen zu versorgen, Grundbildung für alle Menschen zu ermöglichen und eine einschneidende Klimaerwärmung zu verhindern, die binnen kurzem die Ernten in Afrika halbieren wird“, sagte Steen.
Größere Verteilungsgerechtigkeit auf den Finanzmärkten kann nur durch eine international vereinbarte Regulierung sichergestellt werden. Dazu gehört, dass Grundnahrungsmittel und Naturgüter, von denen Kleinbauern, Hirtenvölker, Indigene und Kleinfischer leben, nicht Gegenstand von Spekulationen werden dürfen. Notwendig ist weiterhin eine strukturelle Lösung der Verschuldungskrise durch ein faires und transparentes Schiedsverfahren sowie die Streichung illegitimer Schulden. Finanzprodukte müssen nach internationalen Kriterien zugelassen und kurzfristige Devisentransaktionen mit einer Börsenumsatzsteuer belegt werden.
„Die Kirchen und ihre Entwicklungswerke werden sich mit ihren Partnern für ein menschengerechtes und nachhaltiges Finanz- und Steuersystem einsetzen,“ erklärte EED-Vorstand Steen. Den alternativen Lösungsvorschlägen räumt er gute Erfolgsaussichten ein: „Anders als in Davos war hier in Belém bei den Hunderttausend Besuchern von Ratlosigkeit nichts zu spüren. Sie waren vielmehr von der Sorge erfüllt, dass die augenblickliche Finanzkrise die Ärmsten auf dieser Erde am härtesten trifft. Die Finanzkrise verleiht der Globalisierungskritik eine ganz neue Dynamik.“
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Wilfried Steen (+051) 91 8235 5469