„Die Versorgung muss schnellstmöglich ausgebaut werden, wenn wir das Ziel eines universellen Zugangs zu Behandlung auch nur annähernd erreichen wollen“, so Berner-Rodoreda. Gleichzeitig müsse sichergestellt werden, dass Menschen, die schon länger in Therapie sind, Zugang zu Ausweichpräparaten erhalten. Ein Team des deutschen Aktionsbündnisses gegen AIDS, dem auch „Brot für die Welt“ angehört, besuchte vor wenigen Wochen mehrere Generikafirmen in Indien, um sich dafür einzusetzen, dass die lebenslange und bezahlbare Behandlung mit Anti-Aids-Medikamenten verwirklicht werden kann.
Die Preise für eine Therapie sind inzwischen von 10.000 US-Dollar pro Jahr für Originalpräparate auf 87 US-Dollar pro Jahr durch indische Generika gesunken. In Indien erfuhr das Aktionsbündnis gegen AIDS allerdings, dass dieser Preis nun so niedrig sei, dass sich die Produktion mancher Produkte nicht mehr für die Generikaindustrie rentiere. Bei neueren Produkten, die inzwischen für Folgetherapien eingesetzt werden, sind die Preise dagegen um ein Vielfaches teurer. Auch wurden von den Originalherstellern mittlerweile Patentanträge in Indien gestellt. Diese lägen den indischen Patentämtern vor, seien aber noch nicht beschieden worden. So laufen Generikafirmen Gefahr, von den Originalherstellern verklagt zu werden. Ein US-Pharmariese verklagte beispielsweise vor kurzem eine indische Generikafirma, die u.a. ein wichtiges neues Anti-Aids- Medikament herstellt, das von der Weltgesundheitsorganisation WHO zugelassen wurde.
Auch wurden im vergangenen Jahr mehrmals Lieferungen von Anti-Aids-Medikamenten, die Indien nach Afrika oder Südamerika schicken wollte, in Europa beschlagnahmt. Und dies, obwohl die Ware sich im Transit befand und weder im Ursprungsland noch im importierenden Land unter Patentschutz stand. „Diese Fälle zeigen, dass die Originalhersteller ein großes Interesse daran zu haben scheinen, den indischen Generikafirmen die Produktion und Ausfuhr ihrer Anti-Aids-Medikamente zu erschweren“, so Berner-Rodoreda.
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