Die detaillierte Veröffentlichung durch die EED-Partnerorganisation „Association Citoyenne de Défense des Intérêts Collectifs" (ACDIC) hatte noch im Herbst 2008 die Staatsmacht zur gewaltsamen Auflösung einer Protestdemonstration von Bauern und zur Verhaftung
mehrerer Mitarbeiter der Organisation geführt. ACDIC-Präsident Bernhard Njonga wurde,
während er sich auf dem Deutschen Evangelischen Kirchentag in Bremen aufhielt,
zu zwei Monaten Gefängnis verurteilt, weil er zu dieser nicht genehmigten
Demonstration aufgerufen hatte.
Nun hat die eingesetzte Regierungskommission eine namentliche Liste mit 47
Personen aus dem Umfeld des Agrarministeriums und von Beamten auf Provinzebene veröffentlicht.
Sie werden beschuldigt staatliche Gelder unterschlagen zu haben, die vorgesehen waren, um den Maispreis zu stützen. Mais ist eine der Hauptanbaufrüchte
der kamerunischen Landwirtschaft.
„Wir begrüßen die ehrliche Veröffentlichung der Untersuchungsergebnisse und
sind auch stolz darauf, dass wir durch unsere Proteste mit dazu beigetragen
haben, die Korruption im Agrarministerium
aufzudecken. Endlich wird dieses Verbrechen, unter dem die gesamte kamerunische
Gesellschaft leidet, ernsthaft bekämpft," so Bernhard Njonga.
In einer Erklärung verspricht ACDIC weiter über die Verteilung der Mittel
für die Landwirtschaft zu wachen. „Aber es reicht nicht aus, dass bewilligte
Hilfsgelder auch ankommen. Die Regierung müsste viel mehr Mittel zur Förderung
der Landwirtschaft zur Verfügung stellen. Kleinbauern müssen genügend Anreize
haben, damit es sich für sie lohnt, Mais in ausreichender Menge produzieren. Am
Mais hängt bei uns alles: die direkte Ernährung der Bevölkerung und die ganze
Tierhaltung", so Bernard Njonga weiter.
Aus Sicht des EED hat die kamerunische Regierung einen wichtigen Schritt in der
Korruptionsbekämpfung unternommen. Erwartet wird nun, dass die Urteile gegen
Bernard Njonga und die anderen ACDIC-Mitarbeiter in Kamerun wegen Verstoßes
gegen das Versammlungsgesetz aufgehoben werden. „Sie müssten für ihre
Zivilcourage ausgezeichnet werden", meint Francisco Mari, Agrarexperte beim
Evangelischen Entwicklungsdienst.
Die Bedeutung dieses Falls reicht weit über Kamerun hinaus. „Im Vorfeld der
Debatten, wie die beim G 8-Gipfel in Italien beschlossenen 20 Milliarden US-Dollar zur Bekämpfung der Nahrungskrise in
Afrika verteilt werden sollen, zeigt ACDIC, dass eine aufmerksame
Zivilgesellschaft ein wichtiger Garant dafür ist, dass diese Mittel nicht in
dunklen Kanälen von Regierungen oder Agrarlobby verschwinden. Es geht nicht nur
um mehr Entwicklungshilfe, sondern um wirkungsvollere Programme, die wirklich
den Armen auf dem Lande zugute kommen. Die Kontrolle durch die demokratischen
Institutionen, einschließlich der politischen Mitbestimmung der
Zivilgesellschaft sind entscheidend. Daher muss auf dem bevorstehenden
Welternährungsgipfel in Rom im November die Zivilgesellschaft einen festen
Platz in den Entscheidungsprozessen und Wirkungsanalysen eingeräumt werden", sagte Mari.