Hintergrund der Kritik ist ein aktueller Vorschlag der
US-Regierung: danach sollen die versprochenen Milliardenhilfen, die beim
jüngsten G 8-Gipfel in L`Aquila beschlossen wurden, in einen neuen
Treuhandfonds der Weltbank fließen. „Wir sind dagegen, der Weltbank das Geld
und die Führung zuzuschieben, wenn noch nicht einmal beschlossen ist, wie in
Zukunft die vielen Programme zur Ernährungssicherung auf der Welt koordiniert
werden sollen", sagt Michael Windfuhr, Menschenrechts-Experte bei „Brot für die
Welt". Der vorgeschlagene Treuhandfonds
der USA torpediere den umfangreichen Reformprozess der
UN-Welternährungsorganisation FAO, so Windfuhr weiter.
Dies unterstreichen beide Hilfsorganisationen in einem
gemeinsamen Brief an Bundeskanzlerin Merkel. Darin heißt es unter anderem: „Wir haben die Sorge,
dass die Schaffung eines weiteren Koordinierungs-Fonds bei der Weltbank jetzt
im September eine zukünftige Koordinierung auf internationaler Ebene eher
schwieriger machen wird. Wir befürchten zudem, dass eine solche Einrichtung die
Umsetzung einer wirkungsvollen Reform der FAO weiter erschweren würde". Nach
Ansicht des EED und „Brot für die Welt" kann es nicht nur um eine Koordinierung
der „Geberorganisationen" gehen, wie der amerikanische Vorschlag vermuten
lässt. Besonders die Regierungen der Entwicklungsländer müssen von Anfang an
volle Mitentscheidung und Mitverantwortung tragen. Sonst ist es nicht weit her
mit dem Bekenntnis, dass die Empfängerländer selbst die Urheber der Programme
sein sollen.
„Wir kritisieren auch, dass es primär um eine
Verbesserung der landwirtschaftlichen Erträge gehen soll. Eine Politik, die nur
auf mehr Technik und Markt im Agrarbereich der Entwicklungsländer setzt,
vielleicht noch flankiert mit etwas Nahrungsmittelhilfe, geht an dem Kern der
Welternährungsproblematik vorbei," sagt Rudolf Buntzel, Fachmann für
Welternährung beim EED. „Die gängigen Konzepte selbst sind in einer Krise. Es
bedarf standortgerechter Lösungen, die auf die kulturellen, sozialen und
ökologischen Belange vor Ort Rücksicht nehmen."
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