Ziel des über Spenden aus Namibia und Europa finanzierten Projekts ist es, die namibische Regierung von der armutsmindernden Wirkung eines bedingungslosen Grundeinkommens und dessen Finanzierbarkeit zu überzeugen. Die Hauptergebnisse des ersten Jahres sehen die Verantwortlichen als Bestätigung des Ansatzes. Vor der Ausbezahlung gaben nur 20 Prozent der Haushalte an, nie unter Nahrungsmangel gelitten zu haben; jetzt sind es 60 Prozent. Die Mangelernährung bei Kindern ist von 42 auf 10 Prozent gesunken. Verbessert hat sich auch die Gesundheitsversorgung HIV-Infizierter. Neben der Zunahme der selbstständigen Beschäftigung ist auch ein deutlich verbesserter Zusammenhalt der Siedlungsbevölkerung zu verzeichnen.
Bei einer landesweiten Einführung seien die Kosten zwar erheblich, es gebe jedoch Finanzierungsmöglichkeiten. Vorgeschlagen werden eine bessere Erfassung der Steuerpflichtigen, eine moderate Erhöhung der Einkommenssteuer für Besserverdienende oder Abgaben auf natürliche Ressourcen und den Tourismus. Die Vorteile würden die Kosten wettmachen. Nach Einschätzung des Bischofs der ELCRN, Zephania Kameeta, kann ein Grundeinkommen nicht nur extreme Armut, Hunger und Mangelernährung ausmerzen, sondern ein stabiles Fundament für die wirtschaftliche Stärkung und Übernahme von Verantwortung schaffen. „Indem das BIG den Menschen ihre Würde zurückgibt, macht es die Menschen dazu frei, aktive und stolze Mitglieder dieser Gesellschaft zu werden.“
Namibia gilt weltweit als das Land mit der höchsten Einkommensungleichheit. Einer gut verdienenden Minderheit steht die Masse der Bevölkerung gegenüber, die an oder unterhalb der Armutsgrenze lebt. „Brot für die Welt“ unterstützt die wissenschaftliche Begleitung des Pilotprojekts in Namibia. Mit seinem Arbeitsvorhaben „Armut Global" setzt es sich weltweit mit den in der deutschen und internationalen Entwicklungszusammenarbeit zunehmend diskutierten Ansätzen sozialer Grundsicherungssysteme auseinander. Angesichts der dramatischen Folgen der Finanz- und Wirtschaftskrise für die Ärmsten der Armen müssen solche Systeme dringend geschaffen oder ausgebaut werden. Hierzu sind verschiedene Publikationen (Länderstudien, Analysen) erstellt worden. Infos im Internet unter: www.brot-fuer-die-welt.de/fachinformationen.
Für Rückfragen: Rainer Lang, Tel. 0711/2159-147 oder 0174 313 56 51 und Mechthild Schirmer, Tel. 0711/ 2159-284