„Wieder einmal reagiert nach einer ernsthaften globalen Nahrungskrise die internationale Gemeinschaft hauptsächlich mit Diskussionen über institutionelle Reformen. Wir begrüßen dennoch die Bemühungen, den derzeitigen Flickenteppich der internationalen Zuständigkeiten und des Dschungels der Institutionen zu vereinfachen“, so Rudolf Buntzel vom Evangelischen Entwicklungsdienst.
Das im Oktober beschlossene zentrale Koordinierungsgremium, das Komitee für Ernährungssicherheit (Committee on World Food Security, CFS), wurde beim Gipfel gestärkt. Mit dem CFS wird ein reformiertes Gremium geschaffen, das als eine Art Weltparlament für Ernährungssicherheit alle Aktivitäten von Rom aus steuern soll. Dennoch bleiben genug institutionelle Fragen im Abschlusstext offen. Beispielweise bleibt ungeklärt, wie in Zukunft das Verhältnis zwischen dem Schatzmeister der Weltbank in Washington, dem eher politischen Zentrum für Welternährungsfragen - der FAO - und dem gestärkten Koordinierungsgremium CFS in Rom bestimmt wird. „Die internationale Gemeinschaft muss es schaffen, gemeinsam an einem Strang zur Hungerbekämpfung zu ziehen“, so Rudolf Buntzel. “Das neue CFS sollte zur zentralen Steuerungsinstitution werden, da dort auch Entwicklungsländer, die Zivilgesellschaft und internationale Organisationen einen Platz haben. Wir fordern die Bundesregierung auf, sich hierfür in den kommenden Monaten stark zu machen“.
„Inhaltlich sind wir durch diesen Gipfel vorangekommen, weil das Recht auf Nahrung als Richtschnur anerkannt worden ist und im Text der Erklärung die Bedeutung von Kleinbauern als Rückgrat für die Sicherung der zukünftigen Welternährung herausgestellt wurde“, so Michael Windfuhr von „Brot für die Welt“. „Brot für die Welt“ und EED begrüßen die anhaltende Unterstützung des Landwirtschaftsministeriums für das Recht auf Nahrung. Durch ihren Appell, einen Prozess ins Leben zu rufen, der Leitlinien ausarbeiten soll, den Zugang zu Land, Wasser und natürlichen Ressourcen zu regeln, werden für „Brot für die Welt“ und EED wichtige Voraussetzungen erfüllt, die Kleinbauern vor dem Ausverkauf ihres Lands und Wassers zu retten“. Allerdings sollten diese Leitlinien langfristig zu einem verbindlichen Verhaltensstandard für Staaten werden. Auch das Bekenntnis von Bundeslandwirtschaftsministerin Ilse Aigner, dass die gemeinsame Europäische Agrarpolitik die Entfaltung der Landwirtschaft in Entwicklungsländern nicht behindern darf, wird besonders begrüßt, verspricht es doch Widersprüche zwischen Agrar- und Entwicklungspolitik zu überwinden. EED und „Brot für die Welt“, die auch am Alternativgipfel von Kleinbauern und Fischern zusammen mit Partnerorganisationen teilnahmen, werden auch in Zukunft gemeinsam mit diesen darüber wachen, was aus den Versprechen von Rom wird und ob die Maßnahmen in den Ländern und Regionen, die am meisten vom Hunger betroffen sind, greifen.
Für Rückfragen:
Michael Windfuhr, Brot für die Welt, Leiter Team Menschenrechte: +49-172-1425980
Rudolf Buntzel, Evangelischer Entwicklungsdienst, Beauftragter für Welternährungsfragen: +49-175-55642081