Pressemeldung

Welternährungskrise erfordert Stärkung der Vereinten Nationen - keine institutionellen Sandkastenspiele!


(Madrid, 27.01.2009) "Die Hungernden brauchen dringend konkrete Hilfe, die Umsetzung der politischen Versprechen und die Auszahlung der zugesagten Gelder, aber nicht unbedingt neue internationale Institutionen." Zu diesem Ergebnis kommen die Vertreter von Brot für die Welt und dem Evangelischen Entwicklungsdienst auf einer hochrangigen Tagung der spanischen Regierung und der Vereinten Nationen die zur Gründung einer neuen "Globalen Partnerschaft für Landwirtschaft und Ernährung" führen sollen.

Die geplante Partnerschaft soll eine bessere Koordinierung der Aktivitäten

von Regierungen, Zivilgesellschaft und den Vereinten Nationen als Reaktion auf

die Welternährungskrise ermöglichen. Aufgrund der Widerstände zahlreicher

Länder innerhalb der UN und der Zivilgesellschaft wurde am Ende der

Madridkonferenz die Partnerschaft nicht offiziell begonnen, sondern zur weiteren

Diskussion gestellt.

Wenn es mit der Welternährung besonders schwierig wird, wie in den letzten

zwei Jahren, dann taucht die Idee einer ganz neuen internationalen

Administration der Krisenbewältigung auf. So wurde in den 70er Jahren ein

Welternährungsrat gegründet, der niemals richtig funktionierte, und so

propagieren die G-8 Staaten jetzt diese globale Partnerschaft.

"Wir sind nicht gegen eine bessere Koordination auf internationaler Ebene",so Michael Windfuhr von Brot für die Welt. "Nur haben wir schon genügend

internationale Organisationen in diesem Bereich: die FAO, das Welternährungsprogramm,

IFAD und so weiter. Seit letztem Sommer ist die Arbeitsgruppe der Vereinten

Nationen hinzugekommen, die im Auftrag von Ban Ki Moon die Aktivitäten zur

Welternährung aller internationaler Organisationen koordinieren soll. Angesichts

der Dringlichkeit der Situation wäre eine politische Stärkung der vorhandenen

Organisationen effektiver und transparenter, als der Aufbau eines völlig neuen

Gremiums."

Die deutschen Hilfswerke sowie Bauernorganisationen, soziale Bewegungen und

Nichtregierungsorganisationen aus aller Welt sehen den Versuch, die Globale

Partnerschaft zu initiieren, sehr kritisch. "Wir sind nicht gegen eine

engagierte Initiative politischen Willen zu mobilisieren, aber gegen eine neue

zentralisierte Entscheidungsstruktur, die den legitimierten UN-Rahmen - ein

Land eine Stimme, plus Beteiligungsrechte der Zivilgesellschaft - verlässt", sagte

Rudolf Buntzel vom Evangelischen Entwicklungsdienst (EED). In der neuen

Partnerschaft soll die Agrarindustrie eine ähnliche Vertretung erhalten, wie

die direkt von Hunger und Unterernährung Betroffenen. „Das ist keine Demokratisierung

der Welternährungsordnung in unserem Sinn", so Buntzel.

Brot für die Welt und EED befürchten, dass die neu angedachte Institution

zu stark auf technische Empfehlungen zur Lösung der Krise setzen wird: "Es ist

zu befürchten, dass durch die Partnerschaft zu stark technische Programme zur

Produktionssteigerung ins Zentrum der Hungerbekämpfung rücken, wie die reine

Verteilung von Düngemitteln und Hybridsaatgut. Wir aber denken, dass die

Umsetzung des Rechts auf Nahrung und die Forderung nach Gerechtigkeit für die

Kleinbauern und Landarbeiter im Vordergrund stehen sollte", so Windfuhr und

Buntzel. Sie fordern deshalb eher Programme gegen Lebensmittelspekulation, Landraub

und -vertreibung, den Schutz von Kleinbauern vor unfairen Handelspraktiken und

Landaufkäufern.

Wir bitten mögliche Doppelsendungen zu entschuldigen. Für weitere Informationen kontaktieren Sie bitte:

Dr. Rudolf Buntzel, Evangelischer Entwicklungsdienst: 0228-8101-2355 oder Michael

Windfuhr, Brot für die Welt: 0172-1425980


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