Trotz einer Rekordernte im vergangenen Jahr ist die Anzahl der Hungernden auf über eine Milliarde Menschen gestiegen. „Deshalb ist es unbegreiflich, dass Weltbank und die Welternährungsorganisation FAO in ihren Programmen fast ausschließlich auf Produktionssteigerung setzen“, so Hausmann. „Diese Programme wirken als Konjunkturpakete für die Saatgut- und Düngerindustrie, helfen aber nicht den Hungernden.“ Hunderttausenden Kleinbauern, Indigenen und Hirten in Afrika droht laut Hausmann die Vertreibung, wenn ihre Landrechte gerade gegenüber Großinvestoren nicht gestärkt werden. „Stattdessen forciert die Weltbank die Privatisierung von Land im Interesse dieser Investoren.“ Scharfe Kritik übte sie auch an der Handelspolitik der EU: „Von Entwicklungsländern fordert die EU Marktöffnung, während sie selbst ungeniert Exportsubventionen wieder einführt.“
Mit Blick auf den Welternährungsgipfel Mitte November in Rom verlangen „Brot für die Welt“ und FIAN eine grundlegende Reform der internationalen Ernährungspolitik. „Das UN-Komitee für Welternährung (CFS) muss die Koordination, Strategiebildung und Überwachung der Welternährungspolitik übernehmen“, fordert Bernhard Walter. „Das Recht auf Nahrung muss Arbeitsgrundlage sein und die Basisbewegungen aus Entwicklungsländern stärker einbezogen werden.“ Auf dem G 20-Gipfel in Pittsburgh hatte die US-Regierung gefordert, die von den G8 zugesagten 20 Milliarden US-Dollar für die Landwirtschaftsentwicklung einem Trust Fund der Weltbank zu übertragen. „Die EU muss solchen Versuchen, die Vereinten Nationen im Bereich Welternährung finanziell auszutrocknen, entschieden entgegentreten“, so Walter. „Es kann nicht sein, dass Stimmrechte bei Entscheidungen zur Ernährungspolitik nur von den finanziellen Beiträgen abhängen, wie das bei der Weltbank der Fall ist.“
Interviews: Bernhard Walter, "Brot für die Welt", (0162-6101746) und Ute Hausmann, FIAN, (0173-6074973)