Bischöfin Käßmann fordert in ihrer Neujahrspredigt: „Wir brauchen mehr Fantasie für den Frieden, für ganz andere Formen, Konflikte zu bewältigen. Das kann manchmal mehr bewirken, als alles abgeklärte Einstimmen in den vermeintlich so pragmatischen Ruf zu den Waffen“.
Dem stimmt der Evangelische Entwicklungsdienst (EED) zu. „In vielen Konfliktgebieten, etwa im Kongo oder in Somalia, haben wir die Erfahrung machen müssen, dass militärisches Eingreifen vielleicht eine kurzfristige Beruhigung erreicht, aber keinen belastbaren Frieden,“ sagt Rudolf Ficker, Vorstand Inlandsarbeit des EED. „Ein sicherer Friede wie er im Koalitionsvertrag genannt wird, lässt sich nur erreichen, wenn bei den Bemühungen der internationalen Gemeinschaft die Sicherheit der Menschen im Mittelpunkt steht und nicht die Sicherheit von Staaten,“ so Ficker weiter. Dies könne durch zivile Mittel der Konfliktbearbeitung eher erreicht werden, als mit Militäreinsätzen. Das Ziel beim Einsatz staatlicher und nicht-staatlicher Mittel müsse es sein, den - auch kostspieligen - Einsatz militärischer Mittel zu vermeiden.
„Dem Aufruf von Frau Käßmann, mehr Fantasie zu entwickeln, können wir nur zustimmen,“ ergänzt Claudia Warning, Vorstand Internationale Programme des EED. Es werde sehr schnell über den Einsatz der Bundeswehr diskutiert und die Aufmerksamkeit der Medien konzentriere sich fast ausschließlich auf den Militäreinsatz, sobald die Truppen einmal vor Ort sind. „Demgegenüber ist es ausgesprochen schwer in den Medien, oder in der politischen Debatte, Aufmerksamkeit für die unendlich wichtige Arbeit lokaler Friedensakteure zu bekommen.“
Der EED unterstützt Partner in vielen Ländern und Konfliktregionen, die intensiv daran arbeiten, Frieden zu schaffen. In zahlreichen dieser Länder und in unterschiedlichen Kontexten hat es sich gezeigt, dass Frieden nur nachhaltig entstehen kann, wenn er von innen wächst. Dafür ist auch Unterstützung von außen notwendig, aber sie muss angemessen und mit den lokalen Friedensakteuren abgestimmt sein.