Pressemeldung

IWF-Reform: Mehr Demokratie wagen


(Bonn, 07.10.10) Der Evangelische Entwicklungsdienst (EED) fordert anlässlich der Jahrestagung des Internationalen Währungsfonds umfassende demokratische Reformen in der Entscheidungsfindung der Institution. “Wir brauchen dringend einen weiteren Exekutivdirektor für die Länder südlich der Sahara im IWF. Ärmere Entwicklungsländer haben bislang fast keinen Einfluss auf die Entscheidungen im Fonds. Es ist höchste Zeit für mehr Demokratie", sagt Rudolf Ficker, Vorstand des EED in Bonn.

Der EED fordert, auch die Größe der Bevölkerung bei der Stimmverteilung im

IWF zu berücksichtigen. Laut Rudolf Ficker müssen Entscheidungen zukünftig nach

dem doppelten Mehrheitsverfahren getroffen werden: "Dem zentralen Anliegen der

Weltwirtschaft an den IWF ist am besten gedient, wenn der IWF seine

Entscheidungen künftig einmal nach dem Gewicht eines Landes in der

Weltwirtschaft und einmal nach dem Prinzip ’ein Land - eine Stimme’ trifft."
Der

EED-Vorstand bemängelt in diesem Zusammenhang insbesondere das bislang

undemokratische Wahlverfahren im IWF. In diesem Verfahren entspricht der

Stimmenanteil der Mitgliedsstaaten dem Kapitalanteil der Staaten am Fonds. So

haben beispielsweise alle afrikanischen Staaten gemeinsam weniger Stimmrechte

als die Bundesrepublik als einzelner Staat.

Die IWF-Reform kommt aus Sicht des EED zum richtigen Zeitpunkt auf die

Tagesordnung: Der Währungsfonds verfügt aktuell über rund eine Billion US-Dollar

in Gold, Kapital und Bürgschaften zur Kreditvergabe. Seit der Finanzkrise ist

er zudem beauftragt, die wirtschaftliche Entwicklung seiner Mitgliedsländer intensiver

zu beobachten und zu qualifizieren. "Der IWF gebietet jetzt in einem Maße über politischen

Einfluss und Finanzmacht wie nie zuvor", fügt Peter Lanzet, Referent für

Entwicklungsfinanzierung beim EED, hinzu. Die neue Macht des IWF rufe daher

nach mehr demokratischer Kontrolle, so Lanzet. Er warnt: "Die Europäer kleben weiterhin

stur an ihren Exekutivdirektoren-Stühlen. Wenn sie sich nicht auf eine europäische

Vertretung einigen, werden Indien, Brasilien, Argentinien und Ruanda nicht mit

einem eigenen Exekutivdirektor im IWF-Vorstand vertreten sein können."

Auch Bundesfinanzminister Wolfgang Schäuble plant derzeit, die Reduzierung

der Anzahl der europäischen Exekutivdirektoren mit der Rücknahme des Vetorechts

der USA zu verbinden. Beides seien Privilegien der Nachkriegszeit, die in der

globalen politischen Ökonomie des 21. Jahrhunderts keinen Platz mehr haben, so

Lanzet. Eine künftige Vertretung der USA und der EU im IWF mit je einem

Exekutivdirektor und ohne Vetorechte würde dazu führen, dass die Entscheidungen

des IWF weniger stark von Europa und den USA beeinflusst werden. An ihrer

Stelle könnten Entwicklungs- und Schwellenländer mit eigenen Zielen und Vorstellungen

treten. "Im Sinne einer Demokratisierung der Regierungsführung und globalen

Stärkung der Glaubwürdigkeit der multilateralen Institutionen begrüßt der EED eine

solche Entwicklung", ergänzt Rudolf Ficker. Die Jahrestagung des IWF findet

derzeit für zwei Tage in Washington statt.

Weiter Informationen über die IWF-Reformen und die Jahrestagung von IWF und

Weltbank finden Sie hier.

Kontakt Fachreferat:
Peter Lanzet
EED Entwicklungsfinanzierung
Telefon: +49 (0)228 8101 - 2313
Mobil: +49 (0)170 8 13 11 91


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