Pressemeldung

Klimaverhandlungen in Bonn: Tourismuskritische Organisationen fordern Klimagerechtigkeit auch im internationalen Tourismus


(Bonn, 31.05.2010) Tourismus ist einerseits Opfer des globalen Klimawandels, andererseits tragen die touristischen Emissionen erheblich zur globalen Erwärmung bei. Deshalb fordert das Europäische Tourismus Netzwerk (TEN) anlässlich der Klimaverhandlungen im Juni 2010 in Bonn Klimagerechtigkeit im internationalen Tourismus.

Obwohl Tourismus bisher kein direkter Gegenstand der UN-Klimaverhandlungen ist, so ist er dennoch einbezogen. Ein Großteil der touristischen Emissionen, nämlich die aus dem Flug- und Schiffsverkehr, werden unter der Klimarahmenkonvention seit Jahren verhandelt, unterliegen jedoch noch immer keinen verbindlichen Regulierungen.

Gerade der internationale Tourismus wird bei den Verhandlungen immer wieder als Argument gegen die verbindliche Regulierung von Flug- und Schiffsverkehrsemissionen angeführt. Man befürchtet, dass er durch Klimaschutzauflagen seiner Wachstumspotenziale beraubt werden könnte. Dabei wird oft sehr unkritisch und verallgemeinernd mit den positiven Wirkungen von Tourismus als Devisenbringer und Entwicklungsmotor für arme Länder argumentiert.

TEN und seine Partner fordern dagegen eine kritische Auseinandersetzung mit dem gegenwärtigen Tourismus und den Auswirkungen seines anhaltenden, uneingeschränkten Wachstums.

„Tourismus wird in einer unkritischen und unethischen Art und Weise vermarktet. Es mögen einige wenige ökonomisch profitieren, aber das wird oft überschattet von den negativen Auswirkungen auf die lokalen Gemeinden und die Umwelt," klagt Sumesh Mangalassery von Kabani, einer indischen Organisation, die sich im Bereich Tourismus, Menschenrechte und Entwicklung engagiert. „Klimawandel und die dafür benannten Lösungsansätze verschlimmern nur noch diese Auswirkungen und verletzen grundlegend die Menschenrechte der lokalen Gemeinden. Deshalb ist ein Paradigmenwandel in der gegenwärtigen Tourismusentwicklung und in den Klimaverhandlungen notwenig."

Rachel Noble von der britischen Organisation Tourism Concern unterstreicht, dass der internationale Tourismus schon jetzt für eine Reihe negativer Auswirkungen in armen Ländern verantwortlich ist. „Der Klimawandel könnte die bereits existierenden Probleme, die durch den Tourismus verursacht werden, noch verschärfen, vor allem in Bezug auf Wasserknappheit."

„Natürlich müssen die Flug- und Schiffsemissionen verbindlich reguliert werden, bestenfalls alle touristischen Emissionen", sagt Heinz Fuchs, Leiter der Arbeitsstelle Tourism Watch im Evangelischen Entwicklungsdienst. Doch die Debatte um Klimagerechtigkeit und Tourismus gehe über reine Reduktionsmaßnahmen hinaus. „Wir erwarten ein Umdenken bei Tourismusmachern und Unternehmen, damit die internationale Reisewirtschaft über gesetzliche Verpflichtungen hinaus freiwillig mehr gesellschaftliche Verantwortung übernimmt. Klimaschutzmaßnahmen müssen integraler Bestandteil freiwilliger Initiativen der Unternehmensverantwortung und Nachhaltigkeitsstrategien werden", so Fuchs.

Auf einer Podiumsveranstaltung am 4. Juni 2010 ab 18.00 Uhr im Bonner Universitätsclub werden diese und weitere Themen zum Tourismus unter dem Aspekt der Klimagerechtigkeit diskutiert. Im Anschluss wird zum Empfang mit Getränken und Snacks eingeladen. Es besteht die Möglichkeit zum Gespräch mit den Mitgliedern des TEN.

Die Referenten stehen auch für Interviews zur Verfügung. Sie sind anlässlich des Jahrestreffens des Europäischen Tourismus Netzwerkes vom 3. bis 6. Juni 2010 in Bonn.

Veranstaltungshinweis

Klimagerechtigkeit und Tourismus - Mythen rund um Tourismus und Klimapolitik

Freitag, 4. Juni 2010, 18:00 - 20:00 Uhr

Wolfgang Paul Saal im Universitätsclub Bonn e.V.

Konviktstr. 9

53113 Bonn

Mitglieder des Europäischen Tourismusnetzwerkes (TEN)

Akte - Arbeitskreis Tourismus und Entwicklung (Schweiz)

Associazione RAM (Italien)

EED - Tourism Watch (Deutschland)

Informatie Verre Reizen (Niederlande)

Karavaan (Belgien)

Naturfreunde Internationale (Österreich)

Respect - Institut für Integrativen Tourismus und Entwicklung (Österreich)

Stichting Retour Foundation (Niederlande)

Studienkreis für Tourismus und Entwicklung (Deutschland)

Tourism Concern (Großbritannien)

Gäste während des TEN Treffens 2010

Ecumenical Coalition On Tourism (Partner von TEN, Sitz Thailand)

Naturefriends Flanders (Belgien)

Kabani - the other direction (Indien)

Schyst Resande (Schweden)

Weitere Informationen

Heinz Fuchs

EED-Tourism Watch

Tel.: 0228 8101 2302/2303

Email: tourism-watch@eed.de

 


 


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