Pressemeldung

Wer will schon Hunger tanken?

Neuer Schwerpunkt der Kampagne zur Ernährungssicherheit

Agrokraftstoffe sollten nur dann in die Europäische Union eingeführt werden, wenn ihre Herstellung strengen ökologischen und sozialen Ansprüchen genügt. Diese Forderung erhebt das evangelische Hilfswerk „Brot für die Welt“. Immer häufiger erwerben Großkonzerne riesige Ländereien in Entwicklungsländern, um dort Soja, Ölpalmen oder Zuckerrohr anzubauen. Daraus werden dann sogenannter Biosprit oder Biodiesel hergestellt. „Die Landbevölkerung bleibt bei dieser weltweiten Entwicklung auf der Strecke“, sagt Carolin Callenius, die Koordinatorin der Kampagne „Niemand isst für sich allein“. „Denn mit dem Verlust des Landes verlieren diese Menschen ihre Lebensgrundlage und leiden Hunger.“

Ein solcher Konflikt beginnt beispielsweise in Sierra Leone. In dem westafrikanischen Land unterstützt die Partnerorganisation MADAM die Bewohner von Dörfern darin, ihre Ernährungssituation zu verbessern. Doch immer mehr wird das Land auch für andere Investoren interessant. 10.000 Hektar Land wurden bereits von einem Bioenergie-Konzern für 50 Jahre gepachtet, der darauf Zuckerrohr zur Ethanol-Produktion anbauen will. „In einem Land, das nach langem Bürgerkrieg die Versorgung der eigenen Bevölkerung zur nationalen Priorität erklären muss, bedroht die Vergabe riesiger Länder unmittelbar die Ernährungssicherheit der Menschen“, sagt Callenius. „Brot für die Welt“ setzt sich deshalb gemeinsam mit MADAM in Sierra Leone für die Sicherung des Rechts auf Nahrung ein.

Mit der Aktion „Wer will schon Hunger tanken?“ appelliert „Brot für die Welt“ an Bundesregierung und Europäische Union, neben Umweltkriterien auch strenge und verbindliche Sozialstandards für den Nachweis der Nachhaltigkeit von Agrokraftstoffen einzuführen. „Eine nachhaltige Agrokraftstoffpolitik muss sicherstellen, dass in den Erzeugerländern und in der gesamten Produktionskette soziale Kriterien eingehalten werden“, sagt Callenius. So sollten unter anderem die Arbeits- und Lebensbedingungen auf den Plantagen den Arbeitsnormen der Internationalen Arbeitsorganisation ILO entsprechen. Wichtig sei vor allem, dass das Recht auf Nahrung der dort lebenden Bevölkerung nicht verletzt wird und Verträge mit Kleinbauern fair und transparent ausgehandelt werden.

Europäische Union und Bundesregierung bereiten derzeit die Zertifizierungssysteme für nachhaltige Agrokraftstoffe vor. Die Bundesregierung hat den Stichtag für den Beginn der Zertifizierung in Deutschland aktuell um ein weiteres halbes Jahr auf den 1. Januar 2011 verschoben. Dieser zeitliche Aufschub sollte nach Ansicht von „Brot für die Welt“ genutzt werden, um nicht nur Minimalstandards, sondern ehrgeizige soziale Standards zu integrieren.

Für Rückfragen: Peter Liebe, Tel. 0711/2159-186, E-Mail p.liebe@brot-fuer-die-welt.de


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Kleinbäuerin Claudine Hashazinyange mit Avocados vom Baum ihres Schwiegervaters.

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